Jürgen Trittin: Globale Energiewende nutzt dem Klima und der Wirtschaft

16.03.2005
Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Pressearchiv.
Veröffentlicht am:
Laufende Nummer: Nr. 059/05
Thema: Wirtschaft
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Leitung: Jürgen Trittin
Amtszeit: 27.10.1998 - 22.11.2005
15. Wahlperiode: 22.10.2002 - 22.11.2005
Energie- und Umweltminister beraten in London

Energie- und Umweltminister beraten in London

Bundesumweltminister Jürgen Trittin hat auf die Notwendigkeit und die Chancen einer globalen Energiewende hingewiesen. Vor Energie- und Umweltministern aus 20 Staaten betonte Trittin am Mittwoch in London: "Angesichts des wachsenden Energiehungers auf der Welt und des fortschreitenden Klimawandels müssen wir in der Energiepolitik global umsteuern. Weg vom Öl und Atom, hin zu mehr Energieeffizienz in Umwandlung und Verbrauch von Energie und ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energien sind das Gebot der Stunde."

Mit Blick auf die von der Bundesregierung eingeleitete Energiewende unterstrich der Bundesumweltminister, dass ein Umsteuern nicht nur machbar, sondern auch wirtschaftlich von Vorteil ist. Trittin: "Der massive Ausbau der erneuerbaren Energien hat den deutschen Unternehmen, allen voran der Windbranche, eine internationale Spitzenposition eingebracht. Klimafreundliche Technologien sind ein Wettbewerbsvorteil im harten Konkurrenzkampf auf dem Weltmarkt. Erneuerbare Energien helfen, die globale Armut zu überwinden und schaffen neue Arbeitsplätze - allein in Deutschland gut 120.000".

Vor dem Hintergrund des vereinbarten Atomausstiegs betonte Trittin, dass in Deutschland der Anteil der Atomenergie bis 2020 auf Null zurück gehen wird. Gleichzeitig steht eine Erneuerung des deutschen Kraftwerkparks in den nächsten 20 Jahren in einer Größenordnung von rund 40.000 Megawatt an. Trittin. "Wir sind dabei, unseren Energiemix neu zu komponieren. Wir wollen den Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch bis 2020 auf 20 Prozent erhöhen, das heißt im Vergleich zu heute verdoppeln. Fossile Energieträger wie Gas und Kohle werden auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, aber in sehr viel effizienteren Kraftwerken als heute."

Auf Einladung Großbritanniens haben die Energie- und Umweltminister aus 20 Staaten zwei Tage lang am "runden Tisch" über die Herausforderungen und Chancen einer klimafreundlichen Energieversorgung beraten. Im Mittelpunkt standen erfolgreiche Instrumente und geeignete Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Energiepolitik, zudem die Entwicklung klimafreundlicher Energietechnologien wie Effizienztechnologien, die erneuerbaren Energien und deren Markteinführung. Neben den G8-Staaten nahmen auch weitere Industrie- sowie Schwellen- und Entwicklungsländer teil, darunter Brasilien, China und Südafrika. Das Treffen war am Dienstag vom britischen Schatzkanzler Gordon Brown eröffnet worden.

Der Vertreter Chinas, der stellvertretende Vorsitzende der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission, Liu Jiang, betonte, dass sein Land bis 2010 den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung auf 10 Prozent erhöhen will. Das allein würde 813 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Dieses Ziel hatte China auf der Bonner Konferenz "renewables 2004" gesetzt.

Der Bundeskanzler hatte auf Konferenz angekündigt, dass Deutschland ab 2005 für fünf Jahre weitere 500 Millionen Euro für Finanzierungsmaßnahmen im Bereich der erneuerbaren Energien bereit stellt. Die Bundesrepublik hatte bereits 2002 in Johannesburg 1 Milliarde Euro für Energieeffizienz und Ausbau der Erneuerbaren zugesagt.

In den kommenden Jahren stehen weltweit beträchtliche Investitionen in die Energieinfrastruktur an. Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur betragen sie in den nächsten 25 Jahren etwa 16 Billionen US-Dollar.

Bundesumweltminister Trittin betonte, dass die internationale Klimaschutzpolitik über die erste Phase des Kyoto-Protokolls hinaus fortgeschrieben werden muss. Trittin: "Wir dürfen nicht stehen bleiben. Bis Mitte des Jahrhunderts müssen wir die weltweiten Emissionen um bis zu 50 Prozent senken. Damit die Länder des Südens ein Recht auf Entwicklung entfalten können, müssen die Industrieländer deutlich reduzieren. Das Kyoto-Protokoll liefert die Instrumente, Klimaschutz kosteneffizient zu erreichen. So wird der Emissionshandel, der gerade in Europa startet, einen Investitionsschub in hocheffiziente Kraftwerke auslösen."

Deutschland hat sich im Rahmen des Kyoto-Protokolls verpflichtet, bis 2012 21 Prozent seiner Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Davon sind fast 19 Prozent erreicht. Die erneuerbaren Energien sparen rund 60 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr in Deutschland ein.

Wenn sich die EU zu einer Emissionsreduktion von 30 Prozent bis 2020 verpflichtet, ist Deutschland bereit, seine Treibhausgasemissionen um 40 Prozent in diesem Zeitraum zu senken. Der EU-Umweltrat hat jüngst beschlossen, dass die entwickelten Länder in einer zweiten Phase ihre Emissionen bis 2020 um 15 bis 30 Prozent reduzieren und bis 2050 um 60 bis 80 Prozent.

Am Donnerstag nimmt Bundesumweltminister Trittin am Treffen der G8-Umweltminister in Derbyshire teil. Dort steht der gerade veröffentlichte Bericht der von Premierminister Tony Blair eingesetzten Afrika-Kommission auf der Tagesordnung. Das sich am Freitag anschließende Treffen der Umwelt- und Entwicklungsminister widmet sich ebenfalls den Themen Afrika und Klimaschutz. Blair hat diese Themen in den Mittelpunkt der britischen G8-Präsidentschaft 2005 gestellt.

16.03.2005 | Pressemitteilung Nr. 059/05 | Wirtschaft
https://www.bmuv.de/PM2577
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