Trotz gewaltiger Anstrengungen in punkto Kundenfreundlichkeit und Pünktlichkeit leiden die Bahnen immer noch unter mangelnder Attraktivität bei der Bevölkerung. Nach wie vor sei das Auto als Verkehrsmittel dominant, sagte Margareta Wolf, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium und Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG, heute in Berlin anlässlich der Internationalen Konferenz "Bahnen und Umwelt".
Margareta Wolf verwies auf den immer geringen Anteil der Bahn am Personenverkehrsaufkommen. Nur 13 Prozent des Güterverkehrs und nur 6 Prozent des Personenverkehrs rollen in der EU der 15 auf der Schiene. Ziel der Bundesregierung sei es, faire Bedingungen zwischen den Verkehrsträgern herzustellen. "Dazu passt es nicht, wenn grenzüberschreitende Flüge von der Mehrwertsteuer befreit bleiben", so Wolf.
An die Adresse der Verkehrspolitiker und der Bahn sagte sie: "Da wir alle den Klimawandel spüren, wird für immer mehr Kunden die Umweltbilanz von Dienstleistern ein wichtiges Entscheidungskriterium. Noch ist die Bahn das umweltfreundlichste motorisierte Verkehrsmittel. Aber sie muss ihre Bilanz verbessern, um den Umweltvorsprung zu halten."
Margareta Wolf begrüßte ausdrücklich den Beschluss der Umweltministerkonferenz vom 12. November 2004, worin sich die Umweltminister aller Bundesländer für eine einheitliche Besteuerung von Bahn und Flugzeugen ausgesprochen haben und somit den Weg für die Erhebung einer Kerosinsteuer frei gemacht haben. "Damit wären endliche gleiche Wettbewerbsbedingungen unter den Mobilitätsträgern realisierbar", so Wolf.
Ausdrücklich begrüßte die Parlamentarische Staatssekretärin die Umweltziele der Bahn. Hierzu gehört es, Energie einzusparen und damit weniger an klimaschädlichem Kohlendioxid auszustoßen. Auch sollen zukünftig alle neuen Lokomotiven und Triebwagen Dieselrußfilter erhalten und die alten nach und nach damit ausgerüstet werden. Ebenso hat die Bahn angekündigt, Güterwaggons mit Bremsen auszustatten, die weniger Lärm verursachen.
Das Potenzial ist jedoch gerade im europäischen Kontext noch nicht ausgereizt. So sollten die europäischen Bahnen gemeinsam von den Herstellern Innovationen und ökologisch hochwertigere Loks, Waggons und Betriebstechnik einfordern. Gleichzeitig ermunterte Wolf die Verkehrsminister der europäischen Union, beim Netzaufbau in die Beitrittsländer zu kooperieren: "Das prognostizierte Wachstum im Verkehrsaufkommen gerade im Güterverkehr muss auf die Schiene. Das stellt eine riesige Herausforderung für die europäischen Bahnen dar, eine Herausforderung, der sie sich heute in Kooperation mit der Politik stellen müssen".