Bundesumweltminister wandert mit Vertretern des Deutschen Alpenvereins (DAV) in den Tegernseer Bergen
Auf die Bedeutung der Klimaschutzpolitik für die Alpenregion hat Bundesumweltminister Jürgen Trittin anlässlich einer Wanderung mit Vertretern des Deutschen Alpenvereins (DAV) aufmerksam gemacht. "Das dramatisch fortschreitende Abschmelzen der Gletscher in den Alpen ist ein wichtiger Beleg dafür, dass die Veränderung unseres Klimas bereits Realität ist", sagte Trittin. Neun von zehn Alpengletscher sind in den letzten Jahrzehnten bereits zu mehr als der Hälfte geschmolzen, so der Bundesumweltminister weiter.
Das Jahrhunderthochwasser an Elbe und Donau im vorletzten und die Dürre im letzten Jahr werden häufig noch als katastrophale Einzelereignisse wahrgenommen. "Hier in den Alpen ist der Klimawandel als Tatsache offenkundig und über Jahrzehnte dokumentiert. Wo seit Jahrhunderten und noch bis vor wenigen Jahren Gletschereis lag, finden sich heute häufig nur noch Geröllhalden", sagte Trittin. Der Bundesumweltminister verwies auf die internationale Vorreiterrolle Deutschlands beim Klimaschutz. "Keines der großen Industrieländer hat so ambitionierte Klimaschutzziele wie Deutschland", sagte Trittin. Das Ziel müsse sein, das Fortschreiten der weltweiten Erwärmung zu begrenzen. Trotzdem müsse sich besonders die alpine Region darauf einstellen, dass als Folge des Klimawandels Naturkatastrophen in Zukunft immer häufiger auftreten, so der Bundesumweltminister.
Ein verbesserter Schutz vor den Naturgefahren war deshalb auch eines der vorrangigen Themen des derzeitigen deutschen Vorsitzes der Alpenkonferenz. "Wir müssen vor allem die Zusammenarbeit innerhalb der Alpenregion verstärken", betonte Trittin. So wird ein grenzüberschreitendes Netzwerk der Entscheidungsträger und Fachstellen der Staaten der Alpenregion eingerichtet, das Maßnahmen und Strategien für einen wirkungsvollen Schutz vor Naturgefahren entwickeln und umsetzen soll. Eine positive Zwischenbilanz zog der Bundesumweltminister auch zum Thema Verkehr: "Mit dem Aktionsplan "Brenner 2005" werden bis zum Jahr 2005 die Voraussetzungen geschaffen, um eine wesentliche Verlagerung von Gütern von der Straße auf die Schiene zu erreichen", so Trittin. Dieser Aktionsplan solle auch auf andere Verkehrskorridore in den Alpen übertragen werden.
Der Bundesumweltminister forderte dazu auf, dem Thema Wasser in Zukunft besondere Aufmerksamkeit zu widmen. "Ich werde mich bei meinen Amtskollegen dafür einsetzen, dass die Fragen des Gletscher- und Hochwasserschutzes, der Beschneiung und der Wasserkraftnutzung bei der künftigen Umsetzung der Alpenkonvention eine hohe Priorität erhalten", sagte Trittin.
Für die VIII. Alpenkonferenz am 16. November 2004 in Garmisch-Partenkirchen erwartet Trittin, eine überaus positive Gesamtbilanz der zwei Jahre des deutschen Vorsitzes vorlegen zu können. Er betonte, dass durch das nunmehr arbeitsfähige ständige Sekretariat der Alpenkonvention in Innsbruck und seine Außenstelle in Bozen eine kontinuierliche Arbeit zur Umsetzung der Konvention und eine intensive Öffentlichkeitsarbeit möglich seien.
Die Alpenkonvention ist das weltweit erste völkerrechtlich verbindliche Übereinkommen zum Schutz einer Bergregion. Sie wurde 1991 unterzeichnet und trat 1995 in Kraft. Zu den Vertragsparteien gehören Deutschland, Österreich, Liechtenstein, die Schweiz, Frankreich, Monaco, Italien und Slowenien sowie die EU. Die Alpenkonvention hat Leitbildfunktion auch für andere Bergregionen, so die Karpaten und den Kaukasus.
Der Bundesumweltminister dankte darüber hinaus dem Deutschen Alpenverein und den Naturschutzverbänden für die gute Zusammenarbeit und die wichtigen Beiträge, die diese Organisationen vor allen Dingen vor Ort und bei der Zusammenarbeit mit lokalen Entscheidungsträgern leisten. "Alpenpolitik kann man nur mit denen vereinbaren, die hier leben und arbeiten", betonte Trittin.