Bundesumweltminister Jürgen Trittin und UNEP-Direktor Klaus Töpfer werben für klimabewusstes Fliegen
Fliegen belastet das Klima wie keine andere Art der Fortbewegung. Aber nicht jeder kann oder will auf einen Flug verzichten, auch wenn er weiß, dass er damit zur Klimaerwärmung beiträgt. Manch umweltbewusster Fluggast wäre sicher zu einem freiwilligen finanziellen Ausgleich seines CO2-Kontos bereit, wenn es denn einen praktikablen Weg dazu gäbe. Ihnen kann jetzt geholfen werden, denn seit heute gibt es "atmosfair", eine Initiative zum klimaneutralen Fliegen, die von der Umweltorganisation Germanwatch, dem Forum Anders Reisen und der Firma 500ppm gemeinsam mit dem BMU entwickelt wurde. Die Aktion steht unter der Schirmherrschaft von Bundesumweltminister Jürgen Trittin und Prof. Dr. Klaus Töpfer, dem Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. Beide stellten das Projekt heute in Berlin vor.
Mit "atmosfair" kann jeder Fluggast berechnen, welche Menge an Klimagasen sein Flug verursacht und wie viel Euro es ihn kosten würde, diese Emissionen in gleicher Höhe anderswo einzusparen, etwa mit einem Beitrag zur Finanzierung konkreter Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern. So müssten beispielsweise die rund 560 Kilogramm CO2, die jeder Passagier auf einem Hin- und Rückflug von Frankfurt nach Mallorca verursacht, mit 10 Euro ausgeglichen werden. Wer bei "atmosfair" mitmachen will, kann diesen Betrag entweder gleichzeitig mit seinem Flugticket über einen Reiseveranstalter des "forum anders reisen" bezahlen - oder direkt über die Homepage von "atmosfair" unter www.atmosfair.de.
Bundesumweltminister Jürgen Trittin: "Der Flugverkehr trägt erheblich zum Klimawandel bei und verzeichnet ein enormes Wachstum. Seit 1970 hat sich der internationale Flugverkehr knapp verfünffacht. Ich begrüße die atmosfair-Initiative, weil es ihr nicht darum geht, den Menschen das Fliegen zu verleiden, sondern weil sie ein Angebot schafft, die klimaschädlichen Folgen der eigenen Flugreise freiwillig zu kompensieren."
Trittin kündigte an, er beabsichtige, in einem Forschungsvorhaben in der Pilotphase die Dienstflüge des Bundesumweltministeriums und seiner nachgeordneten Behörden nach atmosfair-Standards durch Förderung von Klimaschutzprojekten im Ausland auszugleichen. "Ich hoffe, dass wir Mitte nächsten Jahres alle fachlichen und haushaltsmäßigen Voraussetzungen geschaffen haben, um unsere Dienstflüge im Sinne von atmosfair klimaneutral zu gestalten."
Die Gelder von "atmosfair" fließen in Klimaschutzprojekte in Indien und Brasilien. So unterstützt "atmosfair" die Ausrüstung von 10 Großküchen in Indien mit solarthermischen Anlagen. Bisher beziehen diese Küchen ihre Energie aus der umwelt- und gesundheitsbelastenden Verbrennung von Dieselöl oder Holz. Dank "atmosfair" werden der Atmosphäre nach der Umrüstung auf Sonnenenergie pro Jahr etwa 570 Tonnen CO2 erspart.
In Rio de Janeiro haben sich die Universität, der städtische Müllentsorger und das brasilianische Unternehmen USINA VERDE S.A. zusammengeschlossen, um ein kleines Kraftwerk zu bauen, in dem der Universitätsmüll mineralisiert und gleichzeitig thermisch Strom erzeugt wird. Mit täglich 30 Tonnen Uni-Abfall wird ein Kraftwerk mit einer Kapazität von 1 MW betrieben, Dieseltreibstoff für den Mülltransport gespart und etwa 2 Tonnen Deponiegasemissionen vermieden. Die Universität kann mit dieser neuen Technologie ihren eigenen Strom produzieren und schont dabei die Umwelt, indem jährlich zirka 15.000 Tonnen CO2 vermieden werden.
Alle atmosfair-Projekte genügen höchsten Umwelt- und Sozialstandards und reduzieren Klimagase nur durch den Einsatz erneuerbarer Energien oder durch einen sparsameren Einsatz von Brennstoffen - zum Beispiel durch Wärmedämmung.
Außerdem sind alle atmosfair-Projekte so genannte "CDM-Projekte". CDM ist ein Begriff aus dem Klimaschutz-Protokoll von Kyoto und steht für Clean Development Mechanism: Der im Rahmen dieses "Mechanismus für saubere Entwicklung" stattfindende Technologietransfer hilft den Industriestaaten, ihre Klimaverpflichtungen zu erfüllen, indem sie in Entwicklungsländern Investitionen zur Emissionsminderung tätigen. Gleichzeitig wird so in den Entwicklungsländern eine nachhaltige Entwicklung unterstützt, weil dadurch neue Technologien eingesetzt werden, die die Entwicklungsländer häufig selbst nicht finanzieren können.
Bundesumweltminister Jürgen Trittin: "Mit den CDM-Projekten nutzt atmosfair bereits heute den im Kyoto-Protokoll vereinbarten Rahmen. Damit wird sichergestellt, dass Emissionen weltweit auch tatsächlich reduziert werden."
"atmosfair" wird die CDM-Zertifikate nach dem Kauf in das Nationale Emissionsregister in einem Stilllegungskonto eintragen lassen. Damit sind sie dem Markt dauerhaft entzogen.