Gemeinsame Pressemitteilung BMU / BMZ
Der nachhaltige Umgang und die gerechte Verteilung der weltweit zur Verfügung stehenden Trinkwasserressourcen sowie die Verbesserung der sanitären Grundversorgung vor allem in den Entwicklungsländern steht im Mittelpunkt der deutschen Auftaktveranstaltung zum Internationalen Jahr des Süßwassers, die heute in Berlin stattfindet. An der Podiumsdiskussion unter dem Motto: "Internationale Wasserpolitik nach Johannesburg - wie geht es weiter bei den grenzüberschreitenden Gewässern?" nehmen u.a. Bundesumweltminister Jürgen Trittin, Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul sowie die nordrhein-westfälische Umweltministerin Bärbel Höhn teil. Darüber hinaus kommen zu dieser Veranstaltung zahlreiche Experten aus Politik, Wissenschaft und Umweltverbänden.
Bundesumweltminister Jürgen Trittin: "2,4 Milliarden Menschen haben gegenwärtig keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser sowie zu sanitären Einrichtungen. Das bedeutet, mehr als jeder Dritte ist Gesundheitsgefahren ausgesetzt sowie von ökonomischer und sozialer Entwicklung abgeschnitten. Zugleich birgt Wassermangel ein erhebliches Konfliktpotenzial zwischen den Völkern. Dem kann die gemeinsame Bewirtschaftung grenzüberschreitender Gewässer und Wasserressourcen entgegenwirken. Das ist nicht nur praktische Umwelt- und Entwicklungspolitik, sondern ist zugleich auch friedensstiftend. Deutschland und seine Nachbarn sind hier mit einem guten Beispiel vorangegangen: Die gemeinsamen Flussgebietskommissionen an Rhein, Elbe, Donau und Oder haben erheblich zur Verbesserung der Gewässerqualität beigetragen."
Heidemarie Wieczorek-Zeul: "Die Zusammenarbeit an grenzüberschreitenden Gewässern kann Ausgangspunkt für Frieden sein, wenn die Menschen verstehen, welchen Nutzen sie von einer Kooperation haben. Deswegen haben wir den Aufbau von Flussgebietskommissionen zu einem Schwerpunkt des Afrika-Aktionsplans der G8 gemacht. Am Nil, am Limpopo und am Orange Senqu fördern wir bereits die grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Flusslauf. Damit beweisen wir wieder einmal mehr, dass Entwicklungspolitik, wie sie die Bundesregierung betreibt, aktive und nachhaltige Friedenspolitik ist."
Wieczorek-Zeul wies darauf hin, dass in der Koalitionsvereinbarung vorgesehen ist, jährlich rund 350 Millionen Euro in der Entwicklungszusammenarbeit für die Wasserversorgung zur Verfügung zu stellen. Mit dieser Koalitionsvereinbarung habe die Bundesregierung an die vorherige Legislaturperiode angeknüpft, betonte die Entwicklungsministerin. So setze sich die Bundesregierung schon seit Jahren für eine Lösung der Trinkwasserprobleme sowie für den Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur zur Wasserver- und Entsorgung vor allem in den Entwicklungsländern ein. Auf der Bonner Süßwasserkonferenz im Dezember 2001 seien wichtige Vorarbeiten geleistet, die zur erfolgreichen Verabschiedung des Aktionsprogramms im Bereich Wasser auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg im September letzten Jahres beigetragen hätten, sagte die Entwicklungsministerin.
Darüber hinaus sei zu beachten, dass der Finanzierungsbedarf im Wasserbereich weitaus höher sei als das, was von öffentlicher Seite geleistet werde, sagte Wieczorek-Zeul. Etwa 180 Milliarden US-Dollar müssten jährlich im Wassersektor investiert werden, um bis zum Jahr 2015 die Zahl derjenigen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, zu halbieren. Derzeit würden jährlich 70-80 Milliarden US-Dollar investiert. Um diese Finanzierungslücke zu schließen, sei es notwendig, den Privatsektor einzubeziehen. Dabei müsse sichergestellt werden, dass Arme ihren Bedarf an Wasser zu erschwinglichen Kosten decken könnten, sagte die Entwicklungsministerin. "Deshalb unterstützt die Bundesregierung die Entwicklungsländer bei der Umsetzung von notwendigen Regelungen und dem Aufbau von Institutionen." Nur dadurch könne sichergestellt werden, dass die Einbeziehung des Privatsektors zum Nutzen der Armen geschehe.
Bärbel Höhn: "In den Ländern des Südens gibt es oft einen Mangel an sauberem Trinkwasser, der die Entwicklung dieser Länder hemmt und oft sogar zu Krisen führt. Bei uns haben wir zunehmend Hochwasserprobleme, die massive Schäden verursachen. Beide Tendenzen werden durch die Klimaerwärmung noch verstärkt. Eine solidarische Weltwirtschaft setzt die Lösung beider Probleme voraus."
Der Beschluss der Vereinten Nationen, das Jahr 2003 zum Internationalen Jahr des Süßwassers zu erklären, wird die Lösung der internationalen Wasserprobleme deutlich voranbringen. Im Rahmen dieses internationalen Jahres werden in Deutschland zahlreiche Initiativen und Aktionen auf kommunaler, regionaler und Bundesebene stattfinden, darunter ein "Internationaler Runder Tisch" zum Management an grenzüberschreitenden Gewässern im Herbst. Die Bundesregierung wird auch am Dritten Weltwasserforum vom 16. - 23. März dieses Jahres in Kyoto teilnehmen. Dort werden auch die Ergebnisse des vor wenigen Tagen veröffentlichten ersten UNESCO-Welt-Wasser-Berichts diskutiert, der heute am Rande der Podiumsdiskussion in Berlin vorgestellt wurde.
Informationen zum Wasserbericht der UNESCO sind unter www.unesco.org/water erhältlich.