Gemeinsame Pressemitteilung mit dem Bundesamt für Naturschutz
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat heute im Auftrag von Bundesumweltminister Jürgen Trittin der Stiftung Europäisches Naturerbe (EURONATUR) grünes Licht für einErprobungs- und Entwicklungsvorhaben (E+E) zur "Optimierung von Fledermauswinterquartieren in Ostdeutschland" gegeben. An ausgewählten Standorten in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern undSachsen sollen im Rahmen des Projekts Fledermaus-Überwinterungsquartiere modellhaft gesichert sowie bauliche Verbesserungen entwickelt und praktisch erprobt werden.
"Deutschland hat sich international verpflichtet, die sehr gefährdeten Fledermausarten und ihre Lebensräume zu schützen. Ich erwarte von diesem Projekt wertvolle praktischeErfahrungen, die in ganz Deutschland und bei unseren Nachbarn genutzt werden können, um diese wandernden Tierarten zu erhalten. Darüber hinaus möchte ich allen ehrenamtlichenNaturschützern, die sich an Schutz- und Erfassungsprogrammen für diese Tiere beteiligen, ebenso danken wie den Hausbesitzern, die den Fledermäusen Unterschlupf gewähren", sagteBundesumweltminister Jürgen Trittin.
"Fledermäuse sind eine hochgradig gefährdete Tiergruppe. Die einzelnen Winterquartiere beherbergen in unterschiedlichen Beständen derzeit bis zu zehn verschiedene Arten. ZumBeispiel die gefährdeten FFH-Arten Kleine Hufeisennase, Grosses Mausohr, Mopsfledermaus, Bechsteinfledermaus und Teichfledermaus", sagte BfN-Präsident Prof. Dr. Hartmut Vogtmann. Das E+E-Vorhaben wird aus Bundesmitteln mit rund 527.000 Euro gefördert und ist auf drei Jahre angelegt. Weitere Finanzmittel in Höhe von insgesamt rund 324.000 Euro stellen dieBundesländer Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern sowie EURONATUR zur Verfügung.
An den Projekt-Standorten sollen bei verschiedenartigen Bauwerkstypen - Bunker, Kellergewölbe, unterirdische Gänge, verlassene Bauten - Maßnahmen durchgeführt werden, um sieals Winterquartiere für Fledermäuse attraktiver zu machen. Dazu gehört u.a. die Quartiere vor Störungen zu sichern und zusätzliche "Versteckmöglichkeiten" (spezielleFledermausbretter) anzubringen. Die Bauten sollen darüber hinaus zum Beispiel durch Stützen langfristig gesichert und das Mikroklima (z. B. durch Erhöhung der Luftfeuchte) verbessertwerden. Im Rahmen eines Beobachtungsprogramms (Monitoring) werden diese Maßnahmen überprüft, um Handlungsempfehlungen für einen kostengünstigen und wirksamenFledermausschutz zu gewinnen.
"Es sollen auch Winterquartiere erworben werden, die von Naturschützern betreut werden. Ein besonderer Stellenwert kommt einem Kellergewölbe in Frankfurt/Oder zu. Dort überwinternzur Zeit zehn Arten mit etwa 2.000 Tieren. Damit soll das wertvollste Fledermausvorkommen in der Region dauerhaft gesichert werden", erläuterte Hartmut Vogtmann.
Das Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben baut auf einer Analyse von potenziellen Fledermausquartieren beiderseits der Oder auf, die EURONATUR mit finanzieller Förderung desBundesumweltministeriums in Deutschland, Polen und Tschechien in den vergangenen Jahren durchgeführt hat. Die Erkundung und Sicherung von unterirdischen Lebensstätten gehört zu denwichtigen Aufgaben im Fledermausschutz. Bundesumweltminister Trittin hat darum auch im Herbst dieses Jahres dem Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der Fledermäuse in Europa eine mit denBundesländern abgestimmte Liste der 100 wichtigsten unterirdischen Lebensstätten übermittelt. Dies ist ein weiterer Beitrag zum grenzüberschreitenden Fledermausschutz.