Bundesumweltminister Jürgen Trittin unterstützt Naturschutzprojekt für Niedermoore mit 6,5 Millionen Euro
Absinkende Wasserstände, vertrocknende Feuchtwiesen, schwindende Artenvielfalt - seit Jahrzehnten hat der Drömling unter dem wachsenden Druck intensiver Landwirtschaft zu leiden. Jetztbekommt die zwischen Gifhorn, Wolfsburg und Helmstedt gelegene Niedermoorlandschaft eine zweite Chance: Bundesumweltminister Jürgen Trittin hat grünes Licht für einNaturschutzgroßprojekt im niedersächsischen Drömling gegeben. Für über 10 Millionen Euro sollen in den nächsten zehn Jahren vertrocknete Feuchtwiesenwiedervernässt, Auenwälder und Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten wiederhergestellt werden. Trittin hat dem Land Niedersachsen und den betroffenen Landkreisenzugesagt, 65 Prozent der Kosten zu übernehmen.
Er freue sich, so der Bundesumweltminister an seinen niedersächsischen Kollegen Wolfgang Jüttner, dass das vor Ort anfänglich nicht unumstrittene Vorhaben nunmehr verwirklichtwerden könne. "Ich hoffe, dass durch das Projekt die Wasserstände im niedersächsischen Drömling wieder soweit angehoben werden können, dass die Niedermoor-Torfzehrung und diedamit verbundene Freisetzung von Kohlendioxid stark vermindert wird und gleichzeitig Feuchtwälder und Feuchtgrünland langfristig erhalten werden können."
Der im Grenzgebiet von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt gelegene Drömling ist das größte Niedermoorgebiet Deutschlands und aufgrund seines Artenreichtums auch von internationalerBedeutung. Aufgrund seiner Großflächigkeit stellt der Drömling auch einen wichtigen Ausbreitungsraum für Biber und Fischotter dar. Feuchtgrünland ist bundesweit starkbedroht; zu seiner Erhaltung trägt das Land Niedersachsen aufgrund noch großflächiger Vorkommen in Nordwestdeutschland eine besondere Verantwortung.
Die geplanten Wiedervernässungen sollen die u.a. durch Trockenlegung verursachte Niedermoor-Torfzehrung und die damit in Gang gesetzte Kohlendioxid-Freisetzung stoppen. Waren Moorefrüher aufgrund der Torfakkumulation Kohlenstoffsenken, so haben sie sich heute infolge der vielerorts durchgeführten Wasserstandsabsenkungen zunehmend in sogenannte Kohlenstoffquellen mitentsprechend negativen Auswirkungen auf die CO2-Klimabilanz ausgewirkt. So führen Grabensysteme das Wasser viel schneller ab als früher und wirken in den Fliessgewässern dannhochwasserbeschleunigend. Deshalb soll das Vorfluternetz im Drömling umgestaltet und sollen Staubauwerke erneuert werden. Dazu sagte Minister Trittin: "Gerade in Anbetracht der weltweitenErosion der Artenvielfalt und der Beschlüsse der Johannisburg-Konferenz scheint mir hier vorbeugendes und auf Langfristigkeit angelegtes nachhaltiges Handeln immer unumgänglicher zu werden. Ich hoffe, dass auch die zukünftigen Generationen noch Arten wie das Gräben-Veilchen, den Kiebitz, die Sperbergrasmücke, den störungsanfälligen Schwarzstorch und denFeuchtwiesen-Perlmutterfalter im Drömling erleben können."
Das niedersächsische Vorhaben stellt eine notwendige Ergänzung zum ebenfalls vom BMU geförderten sachsen-anhaltinischen Drömling dar, da beide Teilprojekte aus Sicht desWasserhaushaltes und des Naturschutzes eine Einheit bilden. Im Rahmen des Vorhabens soll die bisher erfolgte Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Landwirtschaft fortgesetzt werden. Projektträger ist federführend der Landkreis Gifhorn (in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Helmstedt und der Stadt Wolfsburg). Die Gesamtkosten der Umsetzungsphase betragen rund 10 Mio. Euro, davon tragen der Bund 65%, das Land 19% und der Projektträger 16%.
Das Bundesprogramm zur Förderung von Naturschutzgroßprojekten gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung existiert seit Anfang der achtziger Jahre. Es soll auch im Rahmeninternationaler Verpflichtungen einen Beitrag liefern, die Biodiversität Deutschlands für die zukünftigen Generationen zu erhalten und den geplanten nationalen Biotopverbundvoranzutreiben. Der niedersächsische Drömling ist das 54. Vorhaben dieser Art (26 Projekte sind bereits abgeschlossen), das maßgeblich vom BMU gefördert wird. Weitere aufgrundder Naturausstattung bundesweit bedeutsame Landschaften werden u.a. im Bereich des Schaalsees, der Ostrügenschen Boddenlandschaft, der Uckermärkischen Seen, der Lüneburger Heide, dermittleren Elbe, des Spreewaldes und des Murnauer Mooses gefördert. Die Betreuung dieser zukunftsweisenden Projekte erfolgt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die entsprechendenBundesländer, die Trägerschaft übernehmen Landkreise, Zweckverbände, Naturschutzverbände oder Stiftungen. Für dieses Jahr ist die Aufnahme weiterer Vorhaben geplant.