Bundesumweltminister bei Einweihung für eine "Nullemissionsfabrik" in Braunschweig
Bundesumweltminister Jürgen Trittin hat sich für eine konsequente Fortführung der von der Bundesregierung eingeleiteten Energiewende ausgesprochen. Zentraler Baustein dieserEnergiewende ist der massive Ausbau der erneuerbaren Energien: "Von diesem Ausbau profitieren die Wirtschaft, die Beschäftigten und das Klima. Wer wie Union und FDP die erneuerbaren Energienwieder zurückdrehen will, muss auch sagen, dass er die Vernichtung von zukunftsfähigen Arbeitsplätzen und eine Verstärkung des Treibhauseffektes in Kauf nehmen will. Dieswäre - auch angesichts der jüngsten Unwetter - ein verheerendes Signal," sagte Trittin bei der Einweihung eines Industrieneubaus, der vollständig auf Basis erneuerbarer Energien mitWärme und Elektrizität versorgt wird. Das BMU fördert dieses Pilotprojekt mit ca. 300.000 Euro.
Der Neubau der Firma Solvis in Braunschweig ist ein Demonstrationsprojekt für ökologischen Industriebau. Die Energiebilanz des Baus ist klimaneutral, es werden mehr als 460 Tonnenklimaschädlicher Treibhausgase pro Jahr eingespart. Zudem werden 17 neue Arbeitsplätze geschaffen. Bundesumweltminister Trittin: "Das Projekt demonstriert im kleinen Rahmen eindrucksvoll,dass eine zukunftsfähige Energieversorgung, Klimaschutz und beschäftigungspolitische Ziele Hand in Hand gehen." Die Förderung geht an die Solvis Energiesysteme GmbH & Co. KG. Dieser Zweig des Unternehmens befasst sich mit Vertrieb und Marketing von thermischen Solaranlagen sowie Photovoltaik.
Die Energieversorgung des Betriebs- und Firmengebäudes wird zu 30 Prozent über Solarenergie gewährleistet. Dazu werden 250 Quadratmeter Solarkollektoren und 600 QuadratmeterPhotovoltaik eingesetzt. Der restliche Strom- und Wärmebedarf wird mit einem Rapsöl-Blockheizkraftwerk bereitgestellt. Das Konzept sieht außerdem vor, den standardmäßigenHeizenergieverbrauch des Gebäudes um rund 80 Prozent zu reduzieren. Durch den Einsatz der regenerativen Energieträger sowie energieeinsparender Maßnahmen kann auf die Nutzung fossilerEnergieträger verzichtet werden.
Trittin wies darauf hin, dass die Bundesregierung mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, dem 100.000 Dächer-Solarstrom-Programm und dem Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien diegeeigneten Rahmenbedingungen für den Wachstumsboom bei den erneuerbaren Energien geschaffen hat. Das EEG hat vor allem das Wachstum der Windkraftbranche gefördert, aber auch der Nutzung deranderen erneuerbaren Energiequellen - vor allem Biomasse, Wasserkraft und Sonne - zu schnell ansteigenden Anteilen an der Stromproduktion verholfen. In nur drei Jahren konnte z. B. der Anteil derWindenergie verdreifacht werden, ein Drittel des weltweit produzierten Windstroms wird in Deutschland hergestellt. Am 30. Juli dieses Jahres ist die Änderung des EEG in Kraft getreten, wonachder Fotovoltaik-Deckel von 350 Megawatt auf 1000 Megawatt angehoben wird. Die Bundesregierung hat in den letzten vier Jahren 550 Millionen Euro für das Marktanreizprogramm bereit gestellt, 200Millionen Euro allein in diesem Jahr.
Die Bundesregierung will den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bis zum Jahr 2010 auf 12,5 Prozent erhöhen. Auch danach soll der Ausbau vorangebracht werden. DieBundesregierung hat als Langfristziel beschlossen, dass die erneuerbaren Energien bis Mitte des Jahrhunderts rund die Hälfte des Energieverbrauchs decken sollen. Das Bundesumweltministeriumstrebt als mittelfristiges Ziel für das Jahr 2020 einen Anteil von erneuerbaren Energien am gesamten Primärenergiebedarf von 10 Prozent und am Stromverbrauch von 20 Prozent an.
Bundesumweltminister Trittin kündigte an, dass sich die Bundesregierung zusammen mit ihren europäischen Partnern auf dem Weltgipfel in Johannesburg für einen Ausbau der erneuerbarenEnergien weltweit auf 15 Prozent bis 2010 einsetzen werde. Die OECD-Staaten sollen ihren Anteil um 2 Prozentpunkte erhöhen. Trittin: "Zwei Milliarden Menschen auf der Welt haben keinen Zugang zuElektrizität. Wer keinen Strom hat ist auch von wirtschaftlicher Entwicklung abgeschnitten. Wir können das Energieproblem nur lösen, wenn wir die erneuerbaren Energien weltweit massivausbauen. Dafür gibt es gerade in den Ländern des Südens aufgrund klimatischer Verhältnisse und großer Flächen hervorragende Bedingungen. Die zentrale, aufGroßkraftwerken basierende Energieversorgung des Nordens funktioniert dort nicht. Deshalb ist die Energiewende im Norden der Schlüssel für eine zukunftsfähige Entwicklung imSüden. Erst wenn wir bei uns die Windkraft, Fotovoltaik und Solarthermie kostengünstig produzieren, können sich die Entwicklungsländer diese Technologien leisten."