Bundesumweltminister Jürgen Trittin verlangt ein umfassendes Sicherheitsmanagement für Atomkraftwerke: "Vorfälle wie in Neckarwestheim, Phillipsburg, Obrigheim und Brunsbüttel haben erhebliche Defizite im bisherigen Sicherheitsmanagement offenbart. Es müssen nicht nur technische Mängel behoben werden. Es muss endlich ein Sicherheitsmanagementkonzept erarbeitetwerden, das Unzulänglichkeiten der Betriebsorganisation und Fehler des Betriebspersonals vorsorgend vermeidet."
Die Umweltministerkonferenz von Bund und Ländern (UMK) hatte beschlossen, dass die Betreiber schnellstmöglich ein Konzept für ein umfassendes Sicherheitsmanagement auf der Grundlagenachvollziehbarer Indikatoren vorlegen und in den Anlagen verwirklichen sollen. Als einziger Betreiber hat bisher die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) ein Konzept für ihre Anlagenvorgelegt.
"Nun ist es Zeit endlich zu handeln," erklärte Trittin. In einem Schreiben an die für Atomaufsicht zuständigen Landesminister verlangt er von den Ländern, die Betreiber noch indiesem Jahr zu verpflichten, innerhalb von sechs bis neun Monaten für alle Anlagen ein Konzept für ein qualifiziertes Sicherheitsmanagementsystem zu erarbeiten. Ein solchesSicherheitsmanagementsystem soll in der Lage sein, frühzeitig Probleme beim Betrieb der Anlage zu erkennen, die Ursachen transparent zu machen und technische und organisatorische Mängel zuvermeiden. Trittin bittet die zuständigen Landesminister in seinem Schreiben um Rückäusserung bis zum 30. August 2002.
Das von EnBW vorgelegte Konzept gilt für die Atomkraftwerke Obrigheim, Neckarwestheim 1 und 2 sowie Philippsburg 1 und 2. Der Betreiber des wegen vertuschter Wasserstoffexplosionenstillgelegten Atomkraftwerks Brunsbüttel hat ebenfalls die Erarbeitung eines Sicherheitsmanagementsystems zugesagt.