Bundesumweltminister Jürgen Trittin eröffnet Kongress über Naturschutz und Nationalsozialismus

04.07.2002
Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Pressearchiv.
Veröffentlicht am:
Laufende Nummer: 161/02
Thema: Naturschutz
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Leitung: Jürgen Trittin
Amtszeit: 27.10.1998 - 22.11.2005
14. Wahlperiode: 27.10.1998 - 22.10.2002

Einen internationalen wissenschaftlichen Kongress zum Thema "Naturschutz und Nationalsozialismus" hat Bundesumweltminister Jürgen Trittin heute in Berlin eröffnet. Vor rund 100Historikern sowie ehrenamtlichen und beruflichen Naturschützern betonte Trittin die Notwendigkeit, die Verstrickung des Naturschutzes und seiner Akteure in das nationalsozialistische System, inseine Ideologie und auch in seine Verbrechen aufzuarbeiten.

Ideengeschichtlich ist der Naturschutz ein Kind der Romantik. Die Forderung nach dem Schutz der Natur war eine Antwort auf die Industrialisierung und auf unwirtliche Städte - und zwar imrechten wie im linken Spektrum: Arbeiter-Wanderbünde und Wandervögel, Naturschwärmer und Heimatbewegte zog es gleichermaßen in die Natur. Erste Naturschutzverbände wurdengegen Ende des 19. Jahrhundert gegründet.

Zwar waren bereits in der Weimarer Verfassung Naturschutz und Landschaftsschutz als Staatsziele enthalten. Das erste landesweite Gesetz zum Schutz der Natur war aber das Reichsnaturschutzgesetzvon 1935, aufgrund des Ermächtigungsgesetzes handstreichartig innerhalb von nur zwei Wochen erarbeitet und verabschiedet. Treibende Kraft in der nationalsozialistischen Führungsschicht warseinerzeit Hermann Göring, der sich über die im Reichsnaturschutzgesetz vorgesehene Formel zur entschädigungslosen Enteignung von Flächen für den Naturschutz vor allemwildreiche Jagdgebiete sicherte.

In den meisten seiner Bestimmungen wurde das Reichsnaturschutzgesetz nach dem Ende der Nazi-Herrschaft im Westen Deutschlands als derart unproblematisch angesehen, dass es bis zum erstenbundesdeutschen Naturschutzgesetz im Jahr 1976 Bestand hatte. "Wir müssen heute hinterfragen, worauf sich diese Einschätzung gründete und ob sie je berechtigt war. Wie wirüberhaupt sehr viel mehr über das Verhältnis von Naturschutz und Nationalsozialismus erfahren müssen, und zwar im Dialog mit Wissenschaftlern aus anderen Ländern", soBundesumweltminister Jürgen Trittin.

04.07.2002 | Pressemitteilung 161/02 | Naturschutz
https://www.bmuv.de/PM1611
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