Merkel: Bundesregierung förderte Vorhaben mit über 5 Millionen DM - Modellprojekt soll Akzeptanz für einen zukunftsorientierten Naturschutz erhöhen
"Vom neuen Wattenmeerhaus erwarte ich wichtige Impulse bei der Weiterentwicklung der Nationalparkidee und der Öffentlichkeitsarbeit im Naturschutz. Dazu ist dieses Modellprojekt, das die Bundesregierung mit über 5 Millionen DM gefördert hat, in besonderer Weise geeignet. Das Wattenmeerhaus soll über den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer hinaus für die Küstennationalparke in Schleswig-Holstein und Hamburg werben, die Schutzziele unterstützen, Natur- und Umweltbewußtsein fördern. Mit diesem neuartigen Gestaltungs- und Vermittlungskonzept, das nicht nur rationale Wissensvermittlung bietet, sondern die Faktenfülle aus dem Themenbereich Naturschutz bildhaft-künstlerisch umsetzt, geht das Wattenmeerhaus neue Wege in der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Ich erhoffe mir von diesem Projekt, daß die Akzeptanz für einen zukunftsorientierten Naturschutz bei Anwohnern und Besuchern wächst." Dies erklärte Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel heute in Wilhelmshaven anläßlich der Eröffnung des Wattenmeerhauses, an der auch die niedersächsische Umweltministerin Monika Griefahn teilnahm.
Seit Ende der 80er Jahre hat das Bundesumweltministerium gemeinsam mit dem Land Niedersachsen,der Stadt Wilhelmshaven und dem WWF die Errichtung eines Zentrums für die Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit in den deutschen Wattenmeernationalparken geplant und aktiv vorangetrieben. Alle Beteiligten haben es dabei als besonderen Reiz angesehen, die alte Torpedowerft- ein ehemaliger Rüstungsbetrieb- zu einem Haus des Naturschutzes umzubauen.
Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf 11,4 Millionen DM. Das Bundesumweltministerium hat das Wattenmeerhaus im Rahmen eines Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens gefördert und darüber hinaus die Kosten für die wissenschaftliche Begleitung übernommen. Das entsprechende Team ist interdisziplinär mit Pädagogen, Biologen, Gestaltern und Marketingfachleuten besetzt, die schon bei der Optimierung der Ausstellungskonzeption mitgewirkt haben. Dieses Projekt, das erstmals in Deutschland entwickelt und erprobt wird, kann nicht nur ein Vorbild für ähnliche Einrichtungen an der gesamten deutschen Wattenmeerküste sein, sondern auch in den übrigen Nationalparken und anderen Großschutzgebieten Nachahmer finden.Auch die speziellen Situationen an den dänischen und niederländischen Küsten sollen Berücksichtigung finden.
Neben dem Wattenmeerhaus in Wilhelmshaven unterstützt die Bundesregierung weitere Vorhaben in der Wattenmeerregion:
- in Tönning wird mit rund 5 Millionen DM aus dem BMU-Haushalt sowie weiteren 4,9 Millionen DM der Deutschen Bundesstiftung Umwelt die Errichtung eines Zentrums für Wattenmeermonitoring und -information gefördert und
- in Friedrichskoog wurde der Bau einer Seehundforschungs- und Aufzuchtstation mit 1,1 Millionen DM unterstützt.
Darüber hinaus begrüßte es Bundesumweltministerin Merkel, daß die Küstenländer die Wattenmeerproblematik im Rahmen der Weltausstellung EXPO 2000 thematisieren wollen. Zu einem dieser dezentralen Projekte gehört das von Hamburg initiierte Vorhaben "Wattenmeer - Leben zwischen Land und Wasser", das unter Einbindung der drei Wattenmeernationalparke entwickelt werden soll. Im Rahmen dieses EXPO-Projekts soll der Lebensraum Wattenmeer in seiner Vielfalt betrachtet werden, verbunden mit einer Wissensvermittlung unter Einsatz moderner Medien.
Schwarze Flecken
Das Phänomen der Schwarzen Flecken, das im vergangenen Jahr vor der ostfriesischen Küste aufgetreten ist, zeigt, daß bei allen erkennbaren Fortschritten noch deutliche Anstrengungen zu unternehmen sind, um eine nachhaltige Entwicklung dieses sensiblen Ökosystems zu gewährleisten. Eine wesentliche, auch während eines Fachkolloquiums des Umweltbundesamtes von der Wissenschaft identifizierte Grundursache, der übermäßige Nährstoffeintrag, insbesondere von Stickstoff, bleibt zu beseitigen. Dazu sind vor allem folgende Maßnahmen geeignet:
- Verringerung der Nährstoffeinträge, insbesondere von Stickstoff, um 50 Prozent, wie auf der Internationalen Nordseeschutzkonferenz 1995 in Esbjerg bekräftigt
- flächendeckende Einführung der dritten Reinigungsstufe in kommunalen Kläranlagen
- konsequente Einhaltung der Düngeverordnung
- weitere schrittweise Extensivierung der Landwirtschaft im Küstenraum
- weitere Reduzierung von Verkehrsemissionen
Die Problematik der Schwarzen Flecken und entsprechender Gegenmaßnahmen wird auch während der Trilateralen Wattenmeerkonferenz gemeinsam mit den Niederlanden und Dänemark erörtert.
Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: "Alle betroffenen Ressorts auf Bundes- und Länderebene müssen in die Verpflichtung zur Nährstoffreduzierung eingebunden werden. Daher werden sich auch die Konferenzen der deutschen Agrar-, Wirtschafts- und Verkehrsminister mit dem Thema 'Schwarze Flecken' im Wattenmeer befassen, um die Vorraussetzungen für eine weitere Verminderung des Schadstoffeintrages zu schaffen. Zugleich haben die berechtigten Sorgen der Bürger beim Auftreten der Schwarzen Flecken gezeigt, wie wichtig eine Aufklärung der Öffentlichkeit und eine Förderung des Natur- und Umweltbewußtseins durch eine Einrichtung wie das Wattenmeerhaus ist."
Trilaterale Wattenmeerkonferenz 1997
Im Oktober dieses Jahres findet in Stade unter deutscher Präsidentschaft die 7. Trilaterale Regierungskonferenz zum Schutz des Wattenmeeres statt. Bei der letzten Konferenz 1994 in Leeuwarden wurde vereinbart, für das im Konsens bestimmte Kooperationsgebiet einen gemeinsamen Managementplan zu entwickeln. Derzeit finden dazu nationale Abstimmungen statt.Weitere Themen werden das in der Probephase befindliche trilaterale Monitoringprogramm sein sowie die Frage der Ausweisung wesentlicher Teile des Wattenmeeres als Gebiete von EU-weiter Bedeutung zur Schaffung eines ökologischen Netzwerks, bekannt unter dem Namen "Natura 2000".
Bundesumweltministerin Merkel: "Ich hoffe, daß in Stade die Umsetzung der Beschlüsse der vorangegangenen Wattenmeerkonferenzen in Esbjerg 1991 und Leeuwarden 1994, die auf eine nachhaltige Entwicklung dieses Gebiets zielen, gelingt, und die drei deutschen Wattenmeernationalparke , die bisher schon den höchsten nationalen Schutzstatus genießen, Teil des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000 werden können. Das Wattenmeerhaus wird einen wichtigen Beitrag zu der in der Öffentlichkeit derzeit laufenden Diskussion leisten."