"Der öffentliche Personenverkehr wie hier in Karlsruhe ist das Rückgrat einer umweltfreundlichen Mobilität - vor allem in Ballungsräumen. Der Verkehrsverbund Karlsruhe zeigt, daß ein gut funktionierendes Nahverkehrsnetz von den Bürgern angenommen wird. Steigende Fahrgastzahlen sind ein deutlicher Beleg dafür, daß intelligente Lösungen den ÖPNV attraktiver machen." Dies erklärte Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel heute in Karlsruhe während eines Informationsbesuchs beim Verkehrsverbund, um sich mit neueren Entwicklungen im öffentlichen Personennahverkehr vertraut zu machen.
Karlsruhe gehört zu den besonders innovativen deutschen Verkehrsverbünden. In der Region ist es erstmals gelungen, daß Straßenbahn, Stadtbahn und Eisenbahn zum Teil die gleichen Schienennetze benutzen. Nicht der Fahrgast steigt um von Bahnsystem zu Bahnsystem, sondern die Bahn wechselt von Schienensystem zu Schienensystem, so daß der Fahrgast ohne Umsteigen aus der Region über das Gleissystem der Deutschen Bahn AG im gleichen Wagen weiter über Straßenbahnschienen in das Zentrum der Stadt bis in die Fußgängerzone gelangen kann. Diese umsteigefreien Verbindungen haben sich in den letzten Jahren bewährt, so daß eine Ausdehnung des Karlsruher Modells bis nach Heilbronn und in den Raum Stuttgart vorgesehen ist. Darüber hinaus hat das Karlsruher Modell bereits Interessenten und Nachahmer nicht nur in Deutschland, sondern auch europaweit gefunden. Neben den deutschen Städten wie z. B. Saarbrücken, Kassel und Chemnitz zeigten auch Kommunen u.a. aus Österreich, der Schweiz, Slowenien und Großbritannien Interesse an der Karlsruher Lösung.
Die Bundesregierung sieht im Ausbau der öffentlichen Verkehrssysteme eine Hauptaufgabe gegenwärtiger und zukünftiger Verkehrspolitik. So betrug der Anteil des öffentlichen Straßenpersonenverkehrs etwa 8,5 Prozent am Gesamtverkehrsaufkommen in der Bundesrepublik im Jahre 1995 (rund 911 Milliarden Personenkilometer ). Der Anteil der Eisenbahnen lag bei rund 7 Prozent. Der überwiegende Teil der Verkehrsleistungen wurde jedoch nach wie vor vom motorisierten Individualverkehr mit über 80 Prozent erbracht. Die Bundesregierung wird in diesem Jahr für den öffentlichen Nahverkehr zweckgebundene Regionalisierungsmittel in Höhe von 12 Milliarden DM und weitere 3 Milliarden DM für Investitionen zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz zur Verfügung stellen.
Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: "Diese hohen Fördermittel des Bundes belegen, daß sich die Bundesregierung für einen attraktiven Nahverkehr auf Straße und Schiene engagiert. Die wachsenden Mobilitätsbedürfnisse der Bürger lassen sich langfristig vor allem in Ballungsräumen nur über einen funktionsfähigen ÖPNV realisieren. Das Recht auf Mobilität ist allen Schichten der Bevölkerung zu gewähren, nicht nur den Führerscheinbesitzern. Sicher ist und bleibt das Auto auch in Zukunft unverzichtbar, aber auch dem Autofahrer muß klar sein, daß ein Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs seiner eigenen Mobilität dient. Das Auto wird im Gesamtsystem aller Verkehrsträger seinen Platz behalten, wenn es gelingt, die Verkehrsteilnehmer zu einer flexiblen Nutzung aller Möglichkeiten des modernen Verkehrs zu bewegen."
Das Thema "Umwelt und Verkehr" hat in Deutschland eine wachsende Bedeutung. Vor allem bedingt durch die politischen Veränderungen im Land und in ganz Europa hat sich die Bundesrepublik zu einem der wichtigsten Transitländer entwickeln. Sowohl der Güter- als auch der Personenverkehr verzeichnen deutliche Zuwächse seit 1990. Deshalb hat Bundesumweltministerin Merkel im vergangenen Jahr im Rahmen der Diskussion "Schritte zu einer nachhaltigen Entwicklung in Deutschland" auch einen Arbeitskreis von Fachleuten zum Thema "umweltschonende Mobilität" eingerichtet, der in den kommenden Wochen seine Ergebnisse vorlegen wird. Generell lassen sich bereits jetzt folgende Handlungsziele für eine umweltschonende Mobilität nennen:
1. Verkehrsvermeidung
2. Verkehrsverlagerung auf umweltfreundliche Verkehrsträger
3. Verhaltensänderungen der Verkehrsteilnehmer
4. Technische Optimierung der Verkehrsträger und Treibstoffe
5. Umweltschonender Verkehrswegebau
Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: " Die Schaffung einer umweltfreundlichen Mobilität ist nicht nur eine große nationale Herausforderung. Die Bewältigung der internationalen Verkehrsströme stellt auch eine globale Aufgabe dar. Gerade die Verkehrsprobleme in den Schwellen- und Entwicklungsländern übersteigen oftmals die dagegen harmlos erscheinenden Probleme in Deutschland. So ist es Aufgabe auch der deutschen Umweltpolitik, gute Erfahrungen bei der Bewältigung der Verkehrsprobleme an andere Länder weiterzugeben. Öffentliche Verkehrssysteme mit moderner, in Deutschland bewährter Technik und ausgereifte logistische Lösungen können sich ebenso zu Exportschlagern entwickeln wie das Auto."