Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit teilt mit:
Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel hat der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London einen Beitrag in Höhe von 23,6 Millionen US-Dollar für den Sarkophag-Fonds des Unfallreaktors von Tschernobyl zugesagt. Damit erfüllt Deutschland eine Verpflichtung des Wirtschaftsgipfels 1997 in Denver. Dort hatten im Juni dieses Jahres die Staats- und Regierungschefs der Gruppe der sieben führenden Industrienationen (G 7) und die Europäische Kommission erklärt, 300 Millionen US-Dollar für die Sanierung der Ummantelung ("Sarkophag") des zerstörten Blocks 4 von Tschernobyl bereitzustellen. Der jetzt zugesagte Beitrag aus nationalen Mitteln ergibt zusammen mit dem deutschen Anteil am Beitrag der Europäischen Kommission einen deutschen Gesamtbeitrag von über 52 Millionen US-Dollar. Die Ukraine wird Leistungen im Gegenwert von 50 Millionen Dollar für die Durchführung des Sarkophag-Projekts erbringen und zusätzlich 100 Millionen für begleitende Maßnahmen am Standort Tschernobyl aufbringen.
Die Gesamtkosten für das Sarkophag-Projekt betragen ca. 760 Millionen US-Dollar. Davon sind 350 Millionen Dollar gedeckt. Heute findet in New York eine internationale Geberkonferenz statt, um finanzielle Unterstützung möglichst vieler Regierungen für dieses Projekt zu gewinnen. Gleichzeitig soll die Konferenz für einen Appell an private Geber genutzt werden. Die Bundesregierung ist auf dieser Konferenz durch den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesumweltministerium Ulrich Klinkert vertreten.
Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: "Die Ukraine befindet sich gegenwärtig in einem schwierigen, tiefgreifenden Transformationsprozeß zu einer neuen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung. Die dringend notwendige Sanierung des Sarkophags mit Kosten von mehr als 750 Mio. US $ ist eine zusätzliche Belastung, die nur mit solidarischer und umfassender Hilfe der internationalen Gemeinschaft getragen werden kann. Die internationale Völkergemeinschaft ist aufgefordert zu beweisen, daß sie technisch, wirtschaftlich und organisatorisch in der Lage ist, eine solche, bisher nicht dagewesene Herausforderung zu bestehen. Wir haben gemeinsam mit unseren G 7-Partnern und der Ukraine diese Herausforderung angenommen; ich bin zuversichtlich, daß die in New York versammelten Regierungen das Sarkophag-Projekt in gleicher Weise unterstützen und die erforderliche finanzielle Hilfe zusagen werden."
Gravierende technische und betriebliche Mängel führten 1986 zu einer Katastrophe mit weitreichenden Folgen für Mensch und Umwelt. Der Unfallreaktor wurde damals unter hohem Zeitdruck und mit erheblichen Strahlenbelastungen für die eingesetzten Arbeitskräfte mit einer Ummantelung, dem Sarkophag, umschlossen. Inzwischen weist der Sarkophag zunehmend Risse und Undichtigkeiten auf; das Risiko eines Einsturzes wächst.
Ziele der nun vorgesehenen Sanierungsmaßnahmen sind die Stabilisierung und Abdichtung des Sarkophags sowie die Gewährleistung der nuklearen Sicherheit und des Strahlenschutzes. Zur Durchführung der Arbeiten haben ukrainische und westliche Experten einen detaillierten Plan erstellt, der Mitte des Jahres von den Regierungen der G 7 und der Ukraine als Grundlage für die weiteren Arbeiten vereinbart wurde. Mit dem Projekt soll der Sarkophag in ein ökologisch sicheres System überführt werden einschließlich der Errichtung einer zusätzlichen, baulichen Ummantelung.
Das Projekt steht in engem Zusammenhang mit dem Memorandum of Understanding zwischen der Ukraine und den G 7 sowie der Europäischen Kommission vom Dezember 1995, das die Schließung des Kernkraftwerks Tschernobyl bis zum Jahr 2000 vorsieht. Das Memorandum umfaßt zudem die Reform des Energiesektors und erhebliche Investitionen zur Verbesserung der Energieeffizienz konventioneller Kraftwerke.