Internationales Symposium "Sanierung des Wasserhaushalts in Gebieten des Braunkohlebergbaus" eröffnet

17.11.1997
Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Pressearchiv.
Veröffentlicht am:
Laufende Nummer: 62/97
Thema: Wasser und Binnengewässer
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Leitung: Angela Merkel
Amtszeit: 17.11.1994 - 27.10.1998
13. Wahlperiode: 17.11.1994 - 27.10.1998
Klinkert: Lösung der Wasserprobleme ist Schlüsselfrage für erfolgreiche Sanierung der Braunkohleregionen

Klinkert: Lösung der Wasserprobleme ist Schlüsselfrage für erfolgreiche Sanierung der Braunkohleregionen

Über die Hälfte der von Bund und Ländern ab 1998 zur Verfügung gestellten Mittel dient der Wiederherstellung eines ausgeglichenen Wasserhaushalts

"Die Wiederherstellung eines ausgeglichenen Wasserhaushalts in den Braunkohlegebieten der Lausitz und Mitteldeutschlands ist die Schlüsselfrage für eine erfolgreiche Sanierung dieser Regionen. Mit den unmittelbar nach der deutschen Einheit begonnenen Sanierungsarbeiten, die zunächst vorrangig auf Gefahrenabwehr, die Sanierung von Altlasten und die Böschungsstabilisierung gerichtet waren, wurden maßgebliche Voraussetzungen zur Wiederauffüllung des abgesenkten Grundwasserspiegels geschaffen. Weit über die Hälfte der von Bund und Ländern für den Zeitraum 1998 bis 2002 bereitgestellten Mittel in Höhe von 6 Milliarden DM sind für die Sanierung des Wasserhaushaltes vorgesehen." Dies erklärte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium Ulrich Klinkert heute im Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal bei Ostritz (Sachsen) zur Eröffnung des internationalen Symposiums "Sanierung des Wasserhaushalts in Gebieten des Braunkohlebergbaus". An der viertägigen Beratung , die vom Bundesumweltministerium veranstaltet wird, nehmen 90 Fachleute der Wasserwirtschaft und des Braunkohlebergbaus aus Deutschland, Polen, Tschechien, Slowakei, Ukraine und Rußland teil.

Das Symposium wird sich folgenden Themenkomplexen widmen:

  1. Entwicklung des Braunkohlebergbaus und Auswirkungen auf den Wasserhaushalt in bedeutsamen Revieren
  2. Wasserwirtschaftlich-ökologische Forderungen für den Braunkohlebergbau, rechtliche Regelungen, Planungs- und Kontrollinstrumente
  3. Wissenschaftlich-technische Vorbereitung und Begleitung der Sanierung des Wasserhaushalts in Bergbaugebieten
  4. Technologien zur Minderung von Beeinträchtigungen der Wassergüte im Grund- und Oberflächenwasser in Bergbaugebieten .

Im Rahmen der Veranstaltung werden sich die Experten während einer Fachexkursion zu den Tagebaurestlöchern Olbersdorf und Berzdorf mit praktischen Fragen der Sanierung des Wasserhaushalts befassen. Ziel des Symposiums ist ein umfassender wissenschaftlicher Erfahrungsaustausch, da die Staaten Mittel- und Osteuropas vor vergleichbaren Problemen bei der Sanierung ihrer Braunkohlegebiete stehen.

Die wasserhaushaltliche Sanierung der ostdeutschen Braunkohlegebiete ist vor allem dadurch erschwert, daß bis 1990 kein ausreichender wissenschaftlich-technischer und konzeptioneller Vorlauf für die Zeit nach dem Ende des Braunkohleabbaus geschaffen wurde. So wird derzeit geschätzt, daß zur Wiederauffüllung des Grundwasserporenraumes und zur Flutung der Tagebaurestlöcher eine Wassermenge im Umfang von 16 bis 18 Milliarden Kubikmeter benötigt wird. Zum Vergleich: Die jährliche Wassermenge zur Deckung des öffentlichen Wasserbedarfs in der gesamten Bundesrepublik beträgt knapp 8 Milliarden Kubikmeter. Hinzu kommt, daß das natürliche Wasserdargebot in beiden Gebieten sehr gering ist. Das Mitteldeutsche Revier ist zugleich das niederschlagsärmste Gebiet Deutschlands, allerdings fällt auch in der Lausitz die jährliche Niederschlagsmenge nicht wesentlich höher aus. Der alleinige Wiederanstieg des Grundwassers in den Absenkungsgebieten würde nicht nur 60 bis 80 Jahre dauern, sondern die Nutzung der meisten Bergbaurestseen wäre durch Versauerung und zum Teil Versalzung für lange Zeiträume ausgeschlossen. Darüber hinaus wären ökologische Schäden und Gefahren für bestehende Gewässernutzungen im Umfeld der Bergbaugebiete zu befürchten.

Deshalb wurde auf Anregung des Bundesumweltministeriums eine Bund/Länder-Arbeitsgruppe "Wasserwirtschaftliche Planung" gebildet, die ein Rahmenkonzept für die Sanierung des Wasserhaushalts erarbeitet hat, das im März 1994 von den Umweltministern des Bundes und der neuen Länder beschlossen wurde. Darin werden als mögliche Quellen zum Ausgleich des enormen Wasserdefizits neben dem natürlichen Grundwassseranstieg die Sümpfungswasser aus dem aktiven Braunkohlebergbau und die Zuführung von Flußwasser genannt. Für zahlreiche Tagebaurestlöcher ist die Zuführung von Flußwasser ab 1998/99 geplant, in fünf ehemaligen Tagebauen in der Lausitz, darunter in Olbersdorf, wurde damit bereits 1996/97 begonnen. Zur Unterstützung der praktischen Sanierungsarbeiten werden allein 16 Forschungsvorhaben zu wasserwirtschaftlichen Fragen der Braunkohlesanierung vom Bundesforschungsministerium gefördert. Mit dem Abschluß der Sanierung des Wasserhaushaltes in den Braunkohleregionen wird nicht vor 2020 gerechnet.

Bislang wurden von Bund und Ländern für die Sanierung der Braunkohleregionen über 8 Milliarden DM aufgewendet, die auch zur Sicherung von zeitweise über 17 000 Arbeitsplätzen in der Sanierung dienten. So wurden bis Ende 1996 u.a.

  • 470 Millionen Kubikmeter Erdreich bewegt,
  • ca. 20 000 Hektar bergbauliche Fläche rekultiviert,
  • fast 1000 Kilometer Gleisanlagen zurückgebaut,
  • 39 Millionen Nadel- und Laubgehölze gepflanzt und
  • 4,3 Millionen Kubikmeter Bauschutt beim Rückbau ehemaliger Veredlungsanlagen der Braunkohleindustrie entsorgt.

Klinkert: "Die Sanierung des Wasserhaushalts in den ostdeutschen Braunkohleregionen stellt eine enorme Herausforderung dar und macht ein koordiniertes Vorgehen aller Beteiligten notwendig. Dies gilt nicht nur für die Vorbereitung der Flutungsphase, etwa bei der Beräumung der Gebiete, der Stabilisierung von Böschungen und der Beseitigung von Altlasten, sondern auch während und nach der Füllung der Tagebaurestlöcher und dem Wiederanstieg des Grundwassers, etwa bei der Unterhaltung wasserwirtschaftlicher Anlagen. Deshalb rege ich an, für diese Aufgaben auch die Bildung von Wasserverbänden in den betroffenen Flußgebieten in Betracht zu ziehen. Dies würde nicht nur die komplexen Arbeiten im größten Umweltsanierungsprojekt Europas erleichtern, sondern auch die künftige Regionalentwicklung in Mitteldeutschland und der Lausitz befördern."

17.11.1997 | Pressemitteilung 62/97 | Wasser und Binnengewässer
https://www.bmuv.de/PM1330
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