UBA-Bericht: "Daten zur Umwelt - Der Zustand der Umwelt in Deutschland" Ausgabe 1997

15.07.1997
Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Pressearchiv.
Veröffentlicht am:
Laufende Nummer: 038/97
Thema: Klima · Energie
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Leitung: Angela Merkel
Amtszeit: 17.11.1994 - 27.10.1998
13. Wahlperiode: 17.11.1994 - 27.10.1998

Neueste "Daten zur Umwelt" belegen:

  • Schadstoffeinträge in Deutschland immer geringer
  • Nachhaltigkeitsstrategien beginnen zu greifen
  • Verlagerung der Handlungsschwerpunkte auf Themen wie Verkehrsdichte, Klimaschutz, Ressourcenverbrauch, Artenschutz notwendig

"Die Schadstoffeinträge in Deutschland werden immer geringer. Die Belastung von Luft, Wasser und Boden ist damit entscheidend zurückgegangen. Die "Daten zur Umwelt" belegen gleichzeitig, daß in der Umweltpolitik nicht mehr die Reduktion einzelner Schadstoffe im Vordergrund steht, sondern komplexere Themen zu lösen sind. Das gilt für das wachsende Verkehrsaufkommen, den Klimaschutz, den Ressourcenverbrauch und den Artenschutz. Die Lösung dieser Probleme verlangt eine integrierte Heransgehensweise. Es ist unsere Aufgabe, über die klassische Umweltpolitik hinaus alle Politikbereiche auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung einzubeziehen," erklärt Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel anläßlich der gemeinsamen Vorstellung der neuesten Ausgabe des Berichtes "Daten zur Umwelt - Der Zustand der Umwelt in Deutschland - Ausgabe 1997" mit dem Präsidenten des Umweltbundesamtes Prof. Dr. Andreas Troge heute in Bonn. Die "Daten zur Umwelt", werden seit 1984 vom Umweltbundesamt herausgegeben. Sie bieten eine Gesamtdarstellung des Umweltzustandes und seiner Entwicklung in Deutschland. Zusammen mit dem alle vier Jahre erscheinenden "Umweltbericht" des BMU wird mit den "Daten zur Umwelt" die Berichtspflicht der Bundesregierung gegenüber der Öffentlichkeit erfüllt, die im Umweltinformationsgesetz festgelegt ist. Der vorliegende Bericht vermittelt auf der Grundlage von über 200.000 Einzelinformationen ein umfassendes Bild der Umweltsituation in Deutschland, der Erfolge der Umweltpolitik sowie des weiteren Handlungsbedarfs.

Die sechste Ausgabe von "Daten zur Umwelt" ist mehr als eine Fortschreibung der bisherigen Umweltberichterstattung. Sie ist eine inhaltliche und thematische Weiterentwicklung. Die Darstellung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen nimmt mehr Platz ein. Diese erweiterte Perspektive entspricht den Anforderungen des umweltpolitischen Leitbildes einer dauerhaft umweltgerechten Entwicklung. Sie eröffnet uns die Möglichkeit, ökonomische mit ökologischen Aspekten zu verknüpfen und daraus Rückschlüsse für politisch notwendiges Handeln zu ziehen.

"Die Umweltberichterstattung hat nicht zuletzt wegen der verbesserten Datenbasis und der Entwicklung in der Informationstechnologie große Fortschritte gemacht", so der Präsident des Umweltbundesamtes, Prof. Dr. Andreas Troge. "Vorhandenes Wissen kann heute besser und schneller verknüpft werden. Solche Daten sind für die nationale, aber auch internationale Umweltpolitik angesichts immer komplexer werdender Zusammenhänge von großer Bedeutung."

Reduzierung der Stoffeinträge

Der Umweltschutz in Deutschland hat im internationalen Vergleich ein hohes Niveau erreicht. Die Anfang der 70er Jahre eingeleitete anspruchsvolle Umweltvorsorgepolitik hat zu einer Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Umweltbelastungen und zu einer deutlichen Verbesserung der Umweltqualität geführt. Besonders in der Luftqualität wurden bemerkenswerte Verbesserungen erreicht. Dies gilt für die Massenschadstoffe, wie Schwefeldioxid und Kohlenmonoxid, aber auch für Schwermetalle, wie Kupfer, Quecksilber und Arsen.

Emissionen von Reduktion in Deutschland
1990 - 1994
Veränderung 1970-1994 im Gebiet der
alten Länder/der neuen Länder
Stickstoffoxid (NOx) um 429 kt - 14% - 30%
Distickstoffoxid (N2O) um 7 kt + 15% - 27%
Kohlenmonoxid (CO) um 4005 kt - 60% - 52%
Ammoniak (NH3) um 140 kt 0 - 52%
flüchtige organischen Verbindungen ohne Methan (NMVOC) um 1020 kt - 29% - 26%
Methan (CH4) um 833 kt - 31% +11%
Staub um 1270 kt - 71% - 81%
Schwefeldioxid (SO2) um 2331 kt - 76% - 47%
Emissionen von Reduktion in Deutschland 1985 -1995 ( in t/a) Reduktion im Gebiet
der alten Länder/der neuen Länder
Arsen (As) von 220 auf 33 -84% -86%
Blei (Pb) davon Verkehr von 5014 auf 624 von 3620 auf 240 -68% -78%
Cadmium (Cd) von 45 auf 11 -70% -80%
Chrom (Cr) von 337 auf 115 -61% -69%
Kupfer (Cu) von 459 auf 79 -64% -88%
Nickel (Ni) von 433 auf 159 -52% -82%
Quecksilber (Hg) von 137 auf 31 -63% -86%
Zink (Zn) von 1881 auf 452 -68% -83%

Die Schwefeldioxidemissionen in Deutschland haben einen so niedrigen Wert erreicht, daß es auch unter ungünstigen austauscharmen Wetterlagen in den letzten Jahren kaum noch zur Auslösung von Wintersmog-Alarm kam. In den alten Ländern liegt die SO2-Belastung weit unterhalb des Immissionsrichtwertes der TA Luft zum Schutz der Gesundheit. Auch in den neuen Ländern wird dieser Wert nicht mehr überschritten. In den industriellen und städtischen Ballungsgebieten Westsachsens, im südlichen Sachsen-Anhalt und in Ostthüringen nahm die SO2-Belastung von 1990/91 mit etwa 150-175 µg/m3 bis 1994 auf etwa 50-75 µg/m3 deutlich ab. Im Raum Leipzig / Chemnitz in dem noch in den 80er Jahren Werte über 200 bis 300 µg/m3 gemessen wurden, lag die SO2-Belstung 1995 nur noch bei Werten um 40 µg/m3.

Diese Verbesserungen sind vor allem das Ergebnis

  • der Großfeuerungsanlagenverordnung und der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft
  • der verbindlichen Einführung des Katalysators
  • der wirtschaftlichen Umstrukturierung und Sanierung von Industriekernbereichen in den neuen Ländern.

Auch die Qualität der Binnengewässer hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert.

Deutschland ist dem Sanierungsziel Klasse II (mäßig belastet) für den Qualitätszustand aller Fließgewässer mit biologisch abbaubaren Substanzen entscheidend näher gekommen. In der Gewässergütekarte 1990 war der Rhein überwiegend "gering belastet" (Güteklasse I-II), streckenweise traten die Güteklassen II-III ("kritisch belastet" bis "stark verschmutzt") auf. Seit 1994 ist auch der Niederrhein erstmals bis zur niederländischen Grenze durchgehend Güteklasse II zugeordnet. In den neuen Ländern hat sich die Qualität der Fließgewässer im Vergleich zu 1990 zum Teil sprunghaft verbessert. Die Elbe war vor 1990 streckenweise "sehr stark verschmutzt" bis "ökologisch zerstört". Sie verbesserte sich in den am stärksten verschmutzten Flußabschnitten ober- bzw. unterhalb Dresdens sowie unterhalb Pirnas um 3 bis 4 Stufen. Die Elbe weist heute von der tschechischen Grenze bis zur Mündung in die Nordsee durchgängig die Gewässergüteklasse II - III auf.

Die Belastung der Gewässer mit Nährstoffen, wie Phosphor, Ammonium und Orthophosphate hat sich in den letzten Jahren ebenfalls deutlich verbessert.

Ausgewählte Kenngrößen der großen Fließgewässer (Mittelwerte):

Fluß (Meßstelle) Reduktion von Gesamt-Phosphor
in mg/l

1985, 1990, 1994
Reduktion von o-Phosphat-P
in mg/

1985, 1990, 1994
Reduktion von Ammonium-N
in mg/l

1985, 1990, 1994
Abfluß
in m3/s


1985, 1990, 1994
Donau (Jochenstein) 0,21; 0,13; 0,09 0,14; 0,06; 0,04 0,2; 0,2; 0,1 1.330; 1.240
Oder (Hohenwutzen) 0,45; 0,56; 0,17 0,21; 0,18; 0,09 1,2; 0,8; 0,2 504; 291
Weser (Bremen) 0,80; 0,40; 0,20 0,30; 0,19; 0,06 0,4; 0,2; 0,1 275; 259; 517
Rhein (Kleve-Bimmen) 0,48; 0,22; 0,13 0,35; 0,11; 0,08 0,5; 0,2; 0,2 1.990; 1.930; 2.650
Elbe (Schnackenburg) 0,78; 0,71; 0,26 0,25; 0,19; 0,08 3,6; 1,5; 0,2 558; 447; 884

Diese Erfolge sind vor allem das Ergebnis

  • der Verbesserungen der Wasserver- und Abwasserentsorgung in Städten und Gemeinden sowie bei der Industrie. Allein im Einzugsgebiet der Elbe wurden von 1990 - 1995 neben einer Vielzahl von Kleinkläranlagen 126 Kläranlagen mit über 20.000 Einwohnergleichwerten errichtet, davon 96 in Deutschland und 30 in der Tschechischen Republik.
  • des Einsatzes phosphatfreier Waschmittel
  • des Baus von Phosphatfällungsanlagen
  • der Umrüstung und Stillegung veralteter Industrieanlagen in den neuen Ländern.

Die Maßnahmen haben entscheidend dazu beigetragen, daß die von der 3. Nordseeschutzkonferenz für den Zeitraum 1985-1995 beschlossenen 50 % bzw. 70% - Minderungsziele für gefährliche Stoffe erreicht und teilweise übertroffen wurden. Für besonders gefährliche Stoffe wie Cadmium, Quecksilber und Blei wurden Emissionsminderungen zwischen 67 und 71 % erzielt. Für weitere 13 Stoffe wurde das 50 % - Ziel erreicht. Bei der Bekämpfung der Eutrophierung ist es gelungen, die Phosphoreinträge in die Nordsee zu halbieren. Eine vergleichbare Reduzierung der Stickstoffeinträge konnte bislang nicht erreicht werden. Sie liegt lediglich bei maximal 25%. Die Strategien zur weiteren Reduzierung von gefährlichen Stoffen werden in den nächsten Monaten national wie international unter Beteiligung von Experten aus Industrie, Landwirtschaft, des Meereschutzes und der Umweltverbände erarbeitet. Erste Entscheidungen sollen im Herbst anläßlich der Ministerkonferenz zu OSPAR getroffen werden.

Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: "Die erreichten Fortschritte sind vor allem das Ergebnis strenger Grenzwerte für den Schadstoffausstoß in die Luft und die Einleitung von Schadstoffen in Gewässer. In den "klassischen" Umweltbereichen sind wir auf einem Niveau angelangt, bei dem die Hauptprobleme weitgehend als gelöst angesehen werden können. Auch die Angleichung des Umweltzustandes auf hohem Niveau zwischen Ost- und Westdeutschland ist entscheidend vorangekommen. Während das Bruttoinlandsprodukt der neuen Länder zwischen 1991 und 1994 um rund 36 Prozent anstieg, ist gleichzeitig der energiebedingte Ausstoß von Kohlendioxid um 23 Prozent, von Stickstoffoxid um 20 Prozent und von Schwefeldioxid um 35 Prozent gesunken. Diese Zahlen belegen, daß auch in Ostdeutschland eine Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Umweltbelastung erreicht werden konnte."

Statistisch gesehen ist der Einsatz von Düngemitteln, insbesondere von mineralischen Düngemitteln seit 1990/91 rückläufig. Dennoch lag der durchschnittliche Stickstoffüberschuß auf landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland im Wirtschaftsjahr 1993/94 bei 116,5 Kilogramm pro Hektar und Jahr. Der Phosphorüberschuß lag zum gleichen Zeitpunkt bei 9,5 Kilogramm pro Hektar und Jahr. Verglichen mit den anderen Anrainerstaaten der Nordsee nimmt Deutschland beim Stickstoffüberschuß einen Mittelplatz ein und liegt beim Phosphorüberschuß sehr niedrig. Die strikte Flächenbindung in der Tierhaltung und die konsequente Umsetzung der Düngeverordnung werden zu weiteren Verbesserungen führen.

Handlungsschwerpunkte

Die Daten zur Umwelt belegen, daß Deutschland bereits eine beachtliche Wegstrecke in Richtung auf eine nachhaltige, umweltgerechte Entwicklung zurückgelegt hat. Zu den zukünftigen Handlungsschwerpunkten zählen insbesondere der Verkehrsbereich, der Erhalt der biologischen Vielfalt, der Ressourcenverbrauch, der Klimaschutz und die umweltbezogene Gesundheitsvorsorge. Daten zu ausgewählten Handlungsschwerpunkten werden nachfolgend dargestellt.

Verkehr

Der Verkehr, der bedingt durch die steigende Arbeitsteilung im Wirtschaftsprozeß, die zunehmende Globalisierung der Märkte und die zentrale Lage Deutschlands in Europa starke Zuwächse verzeichnet, ist heute eine Hauptquelle der Umweltbelastungen in Bezug auf Luftverschmutzung, Klima, Lärm, Abfall und Flächenverbrauch. Die "Daten zur Umwelt" belegen die bereits erzielten Erfolge und zeigen gleichzeitig weiteren Handlungsbedarf bei der Eindämmung der Umweltbelastungen auf:

Luft:Durch Technische Optimierung der Verkehrsmittel und der Kraftstoffe wurden im Zeitraum 1990 -1994 Minderungen der Luftbelastung durch den Verkehrsbereich erzielt. So konnten die Emissionen von Stickstoffoxiden um 14 Prozent, Kohlenmonoxid um 39 Prozent, von NMVOC um 50 Prozent und von Dieselrußpartikeln um 4 Prozent reduziert werden. Weitere Verbesserungen werden mit bereits beschlossenen Maßnahmen, wie dem Kraftfahrzeugsteueränderungsgesetz von November 1996 und der nochmaligen Absenkung der Abgasgrenzwerte der EU erzielt werden. Die Einführung der emissionsabhängigen Kraftfahrzeugsteuer wird kurz- bis mittelfristig zu einem beschleunigten Ersatz emissionstechnisch überholter Pkw und zu einer Nachrüstung der Altfahrzeuge mit Katalysatoren führen. Beim Neukauf wird der Kunde motiviert, Fahrzeuge zu erwerben, die der modernsten Abgasreinigungstechnik entsprechen und wenig Kraftstoff verbrauchen.

Klima: Ein Problem stellen immer noch die Kohlendioxidemissionen dar. Ihr Anteil an den Gesamtemissionen lag 1994 bei 20 Prozent. Wesentliche Verbesserungen werden mit dem Rückgang des durchschnittlichen Kraftstoffverbrauchs um 25 Prozent bis zum Jahr 2005, der derzeit bei 8,9 l/100 km liegt, erreicht werden. Hierzu hat sich die deutsche Automobilindustrie gegenüber der Bundesregierung verpflichtet. Auch der Beschluß der europäischen Umweltminister, bis zum Jahr 2005 (spätestens bis 2010) die mittleren CO2-Emissionen von Neuwagen EU-weit auf 120g CO2 pro km zu senken, was einem Verbrauch von 5,17 Liter Benzin bzw. 4,5 Liter Diesel pro 100 km entspricht, wird zu CO2-Minderungen im Staßenverkehr führen.

Lärm: Im Vergleich zu den Vorjahren ist ein Rückgang der durch den Straßenverkehrs- und Fluglärm belästigten Bürger zu verzeichnen. Dies zeigt, daß die Lärmminderungsmaßnahmen greifen. Seit 1995/96 gibt es keine Kfz mit einem Grenzwert über 80 dB(A) mehr. Auch die Lärmemissionen der Triebwerke von Verkehrsflugzeugen wurden deutlich vermindert. Eine endgültige Lösung des Problems der lauteren "Kapitel - 2 - Flugzeuge" wird die Stillegung dieser Flugzeuge bis spätestens 2002 bringen.

Abfall: Eine internationale Vorreiterrolle zur ökologischen Optimierung des Verkehrsmittels Pkw hat Deutschland mit den Schritten zum Pkw-Recycling übernommen. Dennoch geht noch immer ein zu großer Teil des Materials dem Wirtschaftskreislauf verloren. Hier sind wesentliche Verbesserungen von der Automobilindustrie, Zulieferindustrien des Autohandels und der Altautoentsorgung zu erwarten. Diese haben sich im Februar 1996 gegenüber der Bundesregierung verpflichtet, die zu beseitigenden Abfälle aus der Altautoentsorgung von derzeit 25 Gewichtsprozent bis zum Jahr 2002 auf maximal 15 und bis zum Jahr 2015 auf maximal 5 Gewichtsprozent zu verringern. Gleichzeitig wird ein flächendeckendes Rücknahme- und Verwertungssystem für Pkw in Deutschland aufgebaut.

Flächenverbrauch: Das Problem der Flächenzerschneidung durch Verkehrswege beeinträchtigt die Lebensräume bedrohter Tier- und Pflanzenarten und trägt zum Rückgang der biologischen Vielfalt bei. Der Zuwachs an Verkehrsinfrastruktur hat sich allerdings - abgesehen von der Sonderproblematik der neuen Länder - deutlich verlangsamt. Er wird erheblich geringer ausfallen als das Verkehrswachstum.

Präsident Prof. Dr. Andreas Troge: "Die klassische Umweltpolitik stößt bei der Bewältigung der durch den Verkehr verursachten Probleme an ihre Grenzen. Die Weiterentwicklung der Technik zum Beispiel bei der Abgasminderung oder alternativer Antriebssysteme wird auch zukünftig hohe Bedeutung haben. Auch müssen die Grenzwerte für den Schadstoffausstoß verschärft werden. Doch damit sich der Verkehr dauerhaft umweltgerecht entwickelt, muß die Zusammenarbeit unter den verschiedenen Verkehrsträgern verbessert werden, damit Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen Alternativen besser erkennen und nutzen können. Es muß bessere, daß heißt schnelle und umfassende Informationen über Verkehrs-angebote und Wechsel von einem Verkehrsträger zum anderen geben."

Klimaschutz

Eine der größten ökologischen Herausforderungen stellt heute die Verringerung der Emissionen von Treibhausgasen dar. Kohlendioxid (CO2) ist vor Methan und Lachgas das bedeutendste Klimagas. Ca. 40 Prozent des Treibhauseffekts wird auf CO2 zurückgeführt, das bei allen Verbrennungsprozessen freigesetzt wird.

Das nationale Klimaschutzprogramm der Bundesregierung sieht vor, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2005 um 25 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Gleichzeitig sollen auch die Emissionen anderer Treibhausgase - insbesondere Methan, Lachgas, FCKW und FCKW-Ersatzstoffe - so weit zurückgeführt werden, daß der von Deutschland verursachte Ausstoß von Treibhausgasen, umgerechnet in CO2-Äquivalente, um ca. 40 Prozent zurückgeht. Die "Daten zur Umwelt" belegen folgende Minderungen:

Treibhausgas Veränderung in % 1990-1995
Direkte Treibhausgase

Kohlendioxid (CO2) insgesamt
davon: energiebedingt

Methan (CH4)

Distickstoffoxid (N2O)

Fluorkohlenwasserstoffe (HFC)

Perfluormethan (CF4)

Perfluorethan (C2F6)

Schwefelhexafluorid (SF6)


- 11,8 %

- 11,9 %

- 15,7 %

- 7,8 %

+ 1007,0%

- 38,6 %

- 35,7 %

+ 54,0 %
Veränderung in % 1990-1994
Indirekte Treibhausgase Stickstoffoxide (NOx als NO2) NMVOC Kohlenmonoxid (CO) - 16,3 % - 32,3 % - 37,3 %
Aerosolbildner Schwefeldioxid (SO2) - 43,8 %

Reduzierung der CO2 - Emissionen im Zeitraum von1990 bis 1994 in den OECD - Staaten:

Frankreich - 8,2 %; Großbritannien - 3,6 %; Italien - 1,8; Österreich - 1,7%.

Das nationale Klimaschutzprogramm umfaßt über 100 Einzelmaßnahmen. Hauptansatzpunkte liegen in den Bereichen Energieeinsparung, effiziente Energienutzung, Ersatz kohlenstoffreicher durch kohlenstoffärmere und kohlenstoffreie Energien. Zum Erreichen des nationalen CO2-Minderungsziels wird die Bundesregierung im Herbst weitere Maßnahmen beschließen. Nach der Zusage der Industrie zur CO2-Minderung geht es jetzt darum, Einsparpotentiale vor allem im privatem Sektor und im Verkehrsbereich zu erschließen.

Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: "Für die globalen Umweltprobleme wie Klimaschutz, Ressourcenverbrauch, Artenschutz gibt es keine rasch verfügbaren technischen Lösungen. Ihre Bewältigung erfordert neue, komplexere Wege der Problemlösung, die Auswirkungen auf alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche haben. Wir haben uns dieser Herausforderung gestellt und unserer Umweltpolitik eine neue Ausrichtung gegeben.

Dazu gehören:

  • Stärkung der Eigenverantwortung der Wirtschaft
  • Integration der Umweltpolitik in andere Politikfelder
  • Stärkung des Umweltbewußtseins und Umwelthandelns.

Die Daten zur Umwelt zeigen, daß wir damit auf dem richtigen Weg sind."

Umwelt und Gesundheit

Fallstudien und längerfristige Untersuchungsreihen zur Belastung der Menschen mit bestimmten Schadstoffen zeigen exemplarisch, wo die Umweltpolitik erfolgreich war. So ist z. B. die Bleibelastung der Bevölkerung spürbar zurückgegangen. Ursachen dafür waren die Abschaffung bleihaltigen Kraftstoffs durch das Benzin-Blei-Gesetz sowie die hohen Anforderungen der Technischen Anleitung (TA) Luft.

Auch der Rückgang bei der Belastung der Frauenmilch mit Dioxin zeigt, daß hohe gesetzliche Anforderungen positive Effekte haben. Die Emissionen des sogenannten Seveso-Giftes haben sich - vor allem im Bereich der Abfallverbrennung - in den vergangenen Jahren stetig verringert. Bis zum Jahr 2000 ist eine weitere erhebliche Verminderung insbesondere bei Industrieanlagen zu erwarten.

Entsprechend ist auch seit 1989/90 die Dioxinkonzentration in Frauenmilch deutlich zurückgegangen. Seit mehr als zehn Jahren wird in Deutschland Frauenmilch auf Dioxinrückstände untersucht. Bisher liegen mehr als 2000 Untersuchungsergebnisse vor - mehr als in jedem anderen Land.

Aber auch im Themenbereich "Umwelt und Gesundheit" kann es zukünftig nicht allein darum gehen, die Belastung der menschlichen Gesundheit durch einzelne Stoffe zu minimieren. Zusammen mit dem Bundesgesundheitsministerium wurde deshalb das Aktionsprogramm "Umwelt und Gesundheit" ins Leben gerufen, das Probleme der Risikobewertung und -kommunikation, der systematischen umweltbezogenen Gesundheitsberichterstattung und der Erforschung ganz neuer Fragestellungen aufgreift.

Die Zusammenhänge zwischen Umweltbelastungen und menschlicher Gesundheit sind sehr komplex. Als Beispiel kann man die vorliegenden Ergebnisse von Untersuchungen über mögliche Wirkungen von Chemikalien auf das menschliche Hormonsystem nennen. Hier gibt es noch viele offene Fragen, die durch verstärkte Forschung geklärt werden sollen. Das Bundesumweltministerium hat deshalb verschiedene Forschungsvorhaben mit einem Gesamtvolumen von 4,7 Millionen Mark vergeben.

Die "Daten zur Umwelt - Der Zustand der Umwelt in Deutschland", Ausgabe 1997 sind im Erich-Schmidt-Verlag, Berlin erschienen (ISBN 3-503-04310-1) und können über den Buchhandel oder direkt beim Verlag bezogen werden. Preis: 68,-- DM

15.07.1997 | Pressemitteilung 038/97 | Klima · Energie
https://www.bmuv.de/PM1174
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