- Bericht dokumentiert internationale Führungsrolle Deutschlands beim Schutz der Ozonschicht
- Wissenschaftliche Erkenntnisse über Veränderungen der Ozonschicht lassen keine Entwarnung zu
Der "4. Bericht der Bundesregierung über Maßnahmen zum Schutz der Ozonschicht" wurde heute dem Deutschen Bundestag zugeleitet. In dem Bericht dokumentiert die Bundesregierung den Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse über Veränderungen der stratosphärischen Ozonschicht sowie die seit den letzten 2 1/2 Jahren zusätzlich ergriffenen Schutzmaßnahmen. Eine Trendwende bei dem weiterhin zu beobachtenden Abbau der Ozonschicht wird im Jahre 2003 erwartet.
Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: "Deutschland nimmt weiterhin innerhalb der Europäischen Union, aber auch weltweit eine führende Rolle beim Schutz der Ozonschicht ein. Mit der Entscheidung, vorzeitig auf die Verwendung von FCKW zu verzichten, haben wir weltweit ein wichtiges Signal gesetzt. Es müssen aber auf europäischer und vor allem internationaler Ebene weitere Anstrengungen zum Schutz der Ozonschicht folgen. Mit der 1996 erreichten Wiederauffüllung des Multilateralen Fonds zur Unterstützung des Ausstiegs der Entwicklungsländer aus der Verwendung ozonschichtabbauender Stoffe soll erreicht werden, daß die zur Zeit beobachtete Zunahme von Produktion und Verwendung von FCKW in den Entwicklungsländern gestoppt wird und ein vorzeitiger Ausstiegszeitpunkt erreicht werden kann. Insgesamt stehen in den Jahren 1997 bis 1999 540 Millionen US $ zur Verfügung. Deutschland ist mit ca. 50 Millionen US $ der drittgrößte Beitragszahler. Besorgniserregend ist auch, daß einige ehemalige Ostblockländer, entgegen den Bestimmungen des Montrealer Protokolls, weiterhin vollhalogenierte FCKW produzieren, verwenden und teilweise exportieren. Deutschland sucht verstärkt nach Wegen, diesen Ländern die Erfüllung ihrer vertraglichen Verpflichtungen zu ermöglichen."
1. Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse über Veränderungen der stratosphärischen Ozonschicht
Die Entwicklung des sogenannten Ozonlochs über der Antarktis, die bereits in den Jahren 1992 und 1993 zu einer extremen räumlichen Ausdehnung und Verdünnung der Ozonsäule geführt hatte, wurde in den letzten drei Jahren weiter fortgesetzt. Vor allem 1995 war der Umfang des Ozonlochs und die Dauer der Flächenausdehnung bemerkenswert. Die Gesamtfläche von 10 Millionen km² wurde über mehr als 2 ½ Monate (77 Tage) hinweg erreicht. In mehr als der Hälfte dieses Zeitraumes (39 Tage) wurde gar eine Gesamtausdehnung von 20 Millionen km² gemessen. Zur Zeit der Entdeckung des Ozonlochs (1985) wurden 10 Millionen km² an 25 Tagen registriert, und die größte beobachtete Ausdehnung betrug 12 Millionen km².
Auf der Basis der ergriffenen nationalen und internationalen Maßnahmen zur Verbrauchs- und Produktionsminderung wird eine Trendumkehr beim Ozonschichtabbau im Jahr 2003 erwartet. Mit einer Wiederherstellung der Ozonschicht, wie sie vor dem Eintrag von Ozonschicht abbauenden Substanzen wie FCKW in die Atmosphäre bestand, ist frühestens Mitte des nächsten Jahrhunderts zu rechnen.
2. Maßnahmen zum Schutz der Ozonschicht
Seit Mitte der achtziger Jahre werden Maßnahmen zum Schutz der Ozonschicht ergriffen. Inzwischen gibt es ein dichtes Regelwerk aus Maßnahmen auf nationaler, europäischer und globaler Ebene, die vor allem den Ausstieg aus Produktion, Verbrauch und Verwendung von ozonschichtschädigenden Stoffen (z. B. FCKW, H-FCKW, Methylbromid) regeln. Die vergleichsweise strengsten Bestimmungen enthält die deutsche FCKW-Halon-Verbots-Verordnung von 1991. Auf EU-Ebene regelt die Verordnung über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen, sowie weltweit das Montrealer Protokoll, Maßnahmen zum Schutz der Ozonschicht. Die Regelungen werden ständig fortgeschrieben und durch freiwillige Selbstverpflichtungen und Kooperationen mit Entwicklungsländern ergänzt (vgl. im einzelnen die als Anlage beigefügte Übersicht).
a) Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW)
Herausragendes Ereignis im Berichtszeitraum war der Ausstieg aus Produktion und Verwendung der vollhalogenierten Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), die einen besonders starken Einfluß auf den Abbau der Ozonschicht haben, und zwar in den Industriestaaten am 01.01.1996. Deutschland hatte mit der Entscheidung aus dem Jahr 1991, die Verwendung der FCKW Ende 1994 einzustellen, die Führungsrolle übernommen. FCKW werden hier nur noch ausnahmsweise - im wesentlichen zu medizinischen Zwecken - verwendet. In den Ländern der EU wurde die Produktion zum 01.01.1995 eingestellt. Bei der 7. Vertragsstaatenkonferenz im Dezember 1995 in Wien vereinbarten die Vertragsstaaten des Montrealer Protokolls, Produktion und Verbrauch der FCKW auch in den Entwicklungsländern bis zum Jahre 2010 vollständig einzustellen. Derzeit werden weltweit immer noch rund 240.000 t FCKW produziert. Sie werden im Bereich der Kälte- und Klimatechnik, zur Herstellung von Dämmstoffen und in Spraydosen eingesetzt.
b) FCKW-Ersatzstoffe
Im Berichtzeitraum wurde die Substituion von FCKW durch andere - weniger gefährliche Stoffe - verstärkt. Die Suche nach Ersatzstoffen konzentrierte sich zunächst auf Stoffe , die im Vergleich zu den FCKW sehr ähnliche Eigenschaften aufweisen. Hierzu zählen insbesondere die teilhalogenierten FCKW (H-FCKW). Diese haben ein geringeres Ozonabbaupotential. Aber auch der Einsatz anderer Stoffe hat zu einer Substitution von FCKW geführt. Herauszugreifen sind einmal der Ersatz von FCKW aber auch von H-FCKW durch CO2 bei der Schäumung von Polyurethankunststoffen, der Ersatz von FCKW R22 durch den teilfluorierten Kohlenwasserstoff (HFKW) R134a in Kühlaggregaten und Klimaanlagen und die Einführung der Kohlenwasserstofftechnologie als Kältemittel in Kühlschränken.
Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: "Unsere internationale Führungsrolle kommt auch der deutschen Wirtschaft zugute. Dies belegen insbesondere Kooperationsvereinbarungen mit Indien und China - den größten FCKW-Verbrauchern innerhalb der Entwicklungsländer. Hier geht es um die Übernahme der in Deutschland entwickelten Verfahren bei Haushaltskältegeräten. Nach einer Erprobungsphase von nur zehn Monaten konnte Ende 1995 in China einer der größten Kühlschrankhersteller einen Teil seiner Serienproduktion auf umweltfreundliche Kältetechnik umstellen. Ein weiteres Umstellungs- und Demonstrationsprojekt bei zwei Firmen in Indien ist 1996 abgeschlossen worden. Weitere Anschlußmaßnahmen sind geplant. Mit einem gezielten Technologietransfer können in enger Kooperation mit deutschen Unternehmen und staatlichen Stellen in den Entwicklungsländern die Voraussetzungen zum Einsatz von FCKW- und H-FCKW-freien Technologien der nächsten Generation in der Kälte- und Klimatechnik geschaffen werden."
c) Bromethan (Methylbromid)
Auf der 7. Vertragsstaatenkonferenz des Montrealer Protokolls im Dezember 1995 in Wien einigten sich die Vertragsparteien auf einen schrittweisen Anstieg aus der Produktion und Verwendung von Methylbromid in den Industrieländern bis zum Jahre 2010. Bis zum Jahre 2001 sind Produktion und Verbrauch um 25 Prozent, bis zum Jahre 2005 um 50 Prozent zu reduzieren. Die bisherige Regelung im Montrealer Protokoll sah für Methylbromid lediglich eine Stabilisierung von Produktion und Verbrauch ab 1995 auf der Basis von 1991 vor. In den Entwicklungsländern gab es bis zur 7. Vertragsstaatenkonferenz für Methylbromid keine Regelungen im Protokoll. Die Vertragsstaaten konnten sich in Wien darauf einigen, Produktion und Verbrauch von Methylbromid in den Entwicklungsländern auf der Basis des Durchschnittsverbrauchs in den Jahren 1995 bis 1998 ab dem Jahr 2002 einzufrieren.
In Deutschland ist die Produktion von Brommethan eingestellt. Wegen ihrer toxikologischen Eigenschaften besteht für brommethanhaltige Pflanzenschutzmittel in Deutschland ein eingeschränktes Anwendungsverbot. So wird Brommethan als Mittel gegen Vorratsschädlinge zum Begasen in Mühlen, Lagerräumen und zur Bodenbehandlung eingesetzt. Darüber hinaus wird es zum Schutz von historisch wertvollen Gebäuden verwendet. Insgesamt werden in Deutschland derzeit weniger als 100 Tonnen Brommethan pro Jahr für die genannten Zwecke eingesetzt.
3. Ausblick
Aus Anlaß des 10. Jahrestages der Unterzeichnung des "Montrealer Protokolls über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen", findet Mitte September in Montreal die 9. Vertragsstaatenkonferenz statt. Auf der Tagesordnung steht u.a. die Verkürzung der Fristen für den Ausstieg der Industrieländer aus der Verwendung von Mehtylbromid und H-FCKW. Die europäische Union strebt für Methylbromid ein Vorziehen des Ausstiegs von 2010 auf 2005 und für H-FCKW von 2030 auf 2015 an.
Auf EU-Ebene wird die Kommission in Kürze einen Vorschlag zur Änderung der geltenden Verordnung vorlegen. Die jetzige Regelung sieht beispielsweise noch keinen Ausstieg aus Verbrauch und Verwendung von Methylbromid vor. Es ist denkbar, daß die Europäische Union das entsprechende Ergebnis von Montreal übernehmen wird. Für H-FCKW wird eine Vorverlegung des Ausstiegs aus dem Verbrauch (bisher 01.01.2015) angestrebt. Deutschland ist bereit, jeden zwischen dem Jahr 2000 und 2005 liegenden Termin mitzutragen.