Internationales Fachgespräch im Bundesumweltministerium
Die Rolle des Bodens innerhalb der BSE-Problematik stand im Mittelpunkt eines vom Bundesumweltministerium initiierten internationalen Fachgesprächs, das gestern in Bonn stattfand. Ziel der Veranstaltung war es, den aktuellen Wissensstand über Vorkommen und Verhalten von BSE-Erregern im Boden und die Möglichkeit, dass Infektionsträger über den Boden wieder in die Nahrungskette gelangen, zusammen zu tragen.
Die Teilnehmer aus dem In- und Ausland, darunter Wissenschaftler verschiedener Disziplinen sowie Fachleute aus Bundes- und Landesbehörden haben über mögliche Strategien zur Klärung der offenen Fragen beraten. Anlass für die Zusammenkunft war das im Frühjahr dieses Jahres veröffentlichte Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats Bodenschutz des Bundesumweltministeriums unter dem Titel "Wege zum vorsorgenden Bodenschutz", in dem die wissenschaftlich begründete Besorgnis geäußert wurde, dass BSE-Erreger möglicherweise längere Zeit im Boden überleben können und über die Nahrung von Tieren wieder aufgenommen werden könnten. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass BSE-Erreger, so der Beirat, über die Ausscheidungen der Tiere bzw. über Wirtschaftsdünger auf die Weiden gelangen.
Nach Ansicht der Wissenschaftler ist das Wissen um die Rolle des Bodens bei der Ausbreitung der Rinderseuche, mögliche Übertragungswege und den Nachweis von BSE im Boden insgesamt noch so lückenhaft, dass eine prinzipielle Entwarnung für den Boden als Infektionsquelle nicht gegeben werden könne, auch wenn nach gegenwärtigem Kenntnisstand vieles dafür spreche, dass andere Übertragungswege als der Boden eine wesentlich größere Rolle spielen. Daher empfahlen die Teilnehmer, die Forschungsanstrengungen deutlich zu verstärken, insbesondere zur Diagnose und Langlebigkeit entsprechender infektiöser Proteine in Böden sowie ihre mögliche Übertragung auf oder durch Bodenorganismen.
Das Bundesumweltministerium hat dazu ein erstes Forschungsvorhaben konzipiert und für 2001 in den Umweltforschungsplan aufgenommen. Darüber hinaus werden die Vorschläge des Fachgesprächs und ihre Umsetzung in die Forschungspraxis weiter diskutiert und mit den Ressorts Forschung, Landwirtschaft und Gesundheit abgestimmt.