Steffi Lemke informiert sich bei wissenschaftlicher Schleppnetzbefischung über die aktuelle Lage nach der Umweltkatastrophe im Jahr 2022
Das massive Fischsterben in der Oder im Sommer 2022 ist weiterhin Gegenstand aktueller Forschung. Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) erhebt dreimal im Jahr per Schleppnetzbefischung Daten zu den Fischbeständen in der Oder und deren Zustand. Diese Daten sind eine wichtige Basis, um wirksame Maßnahmen zur Regeneration und zum besseren Schutz der Oder zu entwickeln. Bundesumweltministerin Steffi Lemke begleitet heute eine Forschungsfahrt zwischen Küstrin und Hohensaaten, um sich von den ökologischen Schäden ein genaues Bild zu machen.
Statement von Steffi Lemke zum Schutz der Oder
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: "Die Bilder vom Fischsterben in der Oder im Sommer 2022 sind heute noch immer präsent. Eine solche verheerende Umweltkatastrophe darf sich nicht wiederholen. Forschung ist auch ein wichtiger Schlüssel, um wertvolle Flusslandschaften wie die Oder besser zu schützen. Um die genauen Umstände der Umweltkatastrophe aufzuklären und um Schutz- und Renaturierungsmaßnahmen erfolgreich auszurichten, liefern Daten zu Fischbeständen einen wichtigen Beitrag. Zum Glück können wir heute schon auf eine fundierte Datenbasis zurückgreifen, die das IGB seit vielen Jahren aufgebaut hat."
Wissenschaftliche Schleppnetzbefischungen sind eine etablierte Methode, um die Vielfalt der Fischarten, deren Populationsgrößen und -struktur sowie der bevorzugten Lebensräume im Flusssystem bewerten zu können. Nach dem schonenden Wiegen und Vermessen werden die Fische direkt wieder in die Freiheit entlassen. Das IGB führt diese Untersuchungen seit mehr als 20 Jahren an der Mittleren Oder durch und verfügt dadurch über einen umfangreichen Datenbestand. Die Ergebnisse der aktuellen Befischung werden auch für ein umfangreiches vom BMUV gefördertes Forschungsvorhaben des IGB zur Oderkatastrophe im Jahr 2022 ausgewertet, das die entstandenen Schäden und die Regeneration des Ökosystems Oder systematisch erfassen und daraus Empfehlungen ableiten soll, wie die Widerstandsfähigkeit der Oder erhöht und der Fluss renaturiert werden kann.
Hintergrundinformationen
Bei der Umweltkatastrophe in der Oder im August 2022 fand ein massenhaftes Fischsterben statt. Neben Fischen starben auch andere Wasserorganismen wie Schnecken und Muscheln. Im Oderhaff (Kleines Haff) in Mecklenburg-Vorpommern und in den Küstengewässern der Ostsee wurde kein Fischsterben beobachtet.
Die wahrscheinlichste Ursache für das Fischsterben ist ein sprunghaft gestiegener Salzgehalt, der gemeinsam mit weiteren Faktoren zu einer massiven Vermehrung der Brackwasseralge Prymnesium parvum geführt hat. Die Alge kann eine giftige Substanz produzieren, die für Fische und andere Wasserorganismen tödlich sein kann. Dies geht aus dem Bericht der deutschen Expertengruppe zu den Ursachen des Fischsterbens hervor, der am 30. September 2022 veröffentlicht wurde.
Die Oder ist eine wertvolle Lebensader für Deutschland und Polen – ein im Grenzgebiet naturnaher Fluss mit wichtigen ökologischen Funktionen. Die Auswirkungen dieser Umweltkatastrophe können den Fluss längerfristig schädigen. Weitere negative Einflüsse auf dieses wichtige Ökosystem müssen vermieden werden.
Mit dem vom Bundesumweltministerium (BMUV) im Rahmen des Bundesnaturschutzfonds geförderten Vorhabens werden die Schäden des Ökosystems erfasst, um die natürliche Regeneration zu verfolgen und Grundlagen für effektive Renaturierungsmaßnahmen legen. Das BMUV wird darüber hinaus bereits laufende Aktivitäten der Länder und Initiativen anderer Akteure zur Planung und Umsetzung von Maßnahmen an der Oder im Bundesprogramm Blaues Band Deutschland/Förderprogramm Auen weiter unterstützen und voranbringen.
Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) ist eines der größten Forschungszentren für Binnengewässer in Deutschland. Es untersucht alle grundlegenden Prozesse in Gewässern unter besonderer Berücksichtigung ihrer Biodiversität, ihrer Ökosystemleistungen und ihrer Reaktionen auf den Klimawandel sowie globale Veränderungsprozesse.