Jürgen Trittin: Strom ist zu wertvoll zum Heizen

23.10.2000
Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Pressearchiv.
Veröffentlicht am:
Laufende Nummer: 212/00
Thema: Energieeffizienz
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Leitung: Jürgen Trittin
Amtszeit: 27.10.1998 - 22.11.2005
14. Wahlperiode: 27.10.1998 - 22.10.2002
Bonus für Nachtstromheizungen schrittweise abbauen

Bonus für Nachtstromheizungen schrittweise abbauen

Bundesumweltminister Jürgen Trittin hat stärkere Anstrengungen der Energiewirtschaft zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Energieeinsparung gefordert. Nachhaltige Energieversorgung habe den drei Zielen Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit zu dienen. "Ökologische Wirksamkeit, ökonomische Effizienz und soziale Akzeptanz müssen ein gleichseitiges Dreieck bilden, bevor wir von einer nachhaltigen Energieversorgung sprechen können. Davon sind wir derzeit noch sehr weit entfernt, weil die Umweltseite an diesem Dreieck immer noch viel zu kurz ist", sagte Trittin auf einer Veranstaltung der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) in Hannover zum Thema "Electricity, Environment and Sustainable Development - a Partnership with a Future".

Als besonders kritisches Beispiel für fehlende Nachhaltigkeit nannte der Bundesumweltminister den Einsatz von Strom für die Wärmeversorgung in Gebäuden. "Hier wird die Physik auf den Kopf gestellt", sagte Trittin mit Hinweis auf die geringe Ausnutzung der Primärenergie bei Nachtstromspeicherheizungen. "Wir sollten damit aufhören, höchstwertige Energie für die energetisch geringwertige Bereitstellung von Niedertemperaturwärme einzusetzen. Strom ist zu wertvoll, um ihn lediglich zum Heizen von Häusern zu verwenden."

Die Bundesregierung wolle daher den primärenergetischen Ansatz in der geplanten Energieeinsparverordnung einführen und die jetzt noch herrschende Wettbewerbsverzerrung zwischen den Wärmeenergieträgern schrittweise abbauen. "Ein Bonus für den Heizstrom, wie er in der Vergangenheit im Rahmen der Regelungen für den Gebäudebereich existierte, ist weder energetisch noch umweltpolitisch gerechtfertigt. Die optimale Nutzung der Ressourcen verlangt gleiche und faire Ausgangsbedingungen für den Wettbewerb!" Der Nachtstromspeicherheizung und der dezentralen elektrischen Warmwasserbereitung würden zeitlich befristete Anpassungsspielräume gewährt. Strom solle künftig nur dann zur Bereitstellung von Niedertemperaturwärme eingesetzt werden, wenn durch effiziente Formen der Energieumwandlung die dabei zwangsläufig entstehenden Verluste ausgeglichen werden oder der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt.

Erhebliche Reserven zur Stromeinsparung bestehen nach Trittins Worten in der Veränderung des Verbraucherverhaltens und in der Nutzung besonders energieeffizienter Haushaltsgeräte, aber auch in der Informations- und Kommunikationstechnik. Der Bundesumweltminister lobte die zahlreichen Initiativen und Anstrengungen der deutschen Elektrizitätswirtschaft auf diesem Gebiet. "Die vielen guten Beispiele für eine wirksame Energiesparberatung sollten Ansporn für weitere umfassende Aktivitäten der Energieversorgungswirtschaft sein."

Mit Blick auf die bevorstehende 6. Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention in Den Haag begrüßte der Bundesumweltminister die Aktionen der sogenannten "E7-Initiative", die sich bemüht, Klimaschutzprojekte in Mittel- und Osteuropa und in den Entwicklungsländern zu verwirklichen. Er habe das Gefühl, dass dabei "gute Ansätze" entwickelt würden, um einen nachhaltigen Beitrag zum weltweiten Klimaschutz zu leisten. Es bleibe abzuwarten, welche Beschlüsse in Den Haag zu den sogenannten Kioto-Mechanismen "gemeinsame Umsetzung" (joint implementation) und "saubere Entwicklung" (clean development mechanism) beschlossen werde.

Trittin betonte jedoch: "So brauchbar und effektiv diese Instrumente für einen globalen Klimaschutzes sein mögen, sie können Klimaschutzmassnahmen im eigenen Land nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Klimaschutz fängt in erster Linie zu Hause an. Nur wenn wir unsere Hausaufgaben sorgfältig machen, können wir erwarten, dass uns auch andere Länder folgen."

23.10.2000 | Pressemitteilung 212/00 | Energieeffizienz
https://www.bmuv.de/PM1034
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