Bundesumweltminister Jürgen Trittin kritisiert Inbetriebnahme des AKW Temelin

10.10.2000
Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Pressearchiv.
Veröffentlicht am:
Laufende Nummer: 201/00
Thema: Nukleare Sicherheit
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Leitung: Jürgen Trittin
Amtszeit: 27.10.1998 - 22.11.2005
14. Wahlperiode: 27.10.1998 - 22.10.2002
Bundesumweltminister Jürgen Trittin hat die Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Temelin bedauert:

Bundesumweltminister Jürgen Trittin hat die Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Temelin bedauert:

"Das Anfahren dieses Atomkraftwerks ist sicherheitstechnisch bedenklich und energiepolitisch verfehlt. Temelin wird in Betrieb genommen, obwohl wichtige Sicherheitsfragen nach Auffassung deutscher Experten nicht abschließend geklärt sind. Die Entscheidung zur Inbetriebnahme von Temelin schafft vollendete Tatsachen statt die Menschen zu überzeugen und trägt nicht zur Beruhigung, sondern zur weiteren Verunsicherung der Bevölkerung bei. Auch energiepolitisch und wirtschaftlich ist das Atomkraftwerk fragwürdig, weil es nicht dazu beiträgt, eine zukunftsfähige, umwelt- und klimafreundliche Energieversorgung in Tschechien aufzubauen."

Der Bundesumweltminister kritisierte zudem, dass auch die von deutscher Seite mehrfach geforderte umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung mit Beteiligung der Nachbarländer nicht durchgeführt wurde. Deutsche Atomexperten hatten in den vergangenen Wochen ausgewählte Sicherheitsfragen des AKW Temelin einer vertieften Bewertung unterzogen. Dabei wurden im Vergleich mit deutscher Sicherheitspraxis Erfordernisse für technische Verbesserungen oder für zusätzliche Sicherheitsnachweise deutlich. Die Atomaufsichtsbehörde des Bundes kam zu dem Ergebnis, dass das AKW Temelin in Deutschland so nicht genehmigungsfähig wäre.

Inwieweit die Anlage insgesamt die internationalen Sicherheitsanforderungen erfüllt, muss nach den von deutscher Seite veranlassten Untersuchungen offen bleiben, weil diese Prüfungen sich weder auf die gesamte Anlage noch auf die Umsetzung der Anforderungen in die Praxis beziehen konnten.

Unbeschadet ihrer Enttäuschung über den jetzt von tschechischer Seite vollzogenen Schritt wird die Bundesregierung weiterhin im Rahmen ihrer bilateralen Zusammenarbeit alles daran setzen, dass die nukleare Sicherheit und der Strahlenschutz in der Tschechischen Republik, darüber hinaus in den anderen mittel- und osteuropäischen Ländern und in der gesamten Europäischen Union nachhaltig verbessert bzw. auf hohem Stand gehalten wird.

10.10.2000 | Pressemitteilung 201/00 | Nukleare Sicherheit
https://www.bmuv.de/PM1023
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