Aktuelles zur Situation am AKW Tschernobyl
21.02.2025
Nach dem Drohneneinschlag in das ukrainische AKW Tschernobyl informiert das BMUV über den aktuellen Stand.
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Nach Angaben der ukrainischen Sperrzonenverwaltung und des Atomkraftwerk-Betreibers in Tschernobyl werden die Feuerlöscharbeiten an der Hülle des New Safe Confinement (NSC) fortgesetzt. Es treten weiter Schwelbrände auf.
Die Untersuchungen zum Ausmaß der Schäden laufen parallel zu den Löscharbeiten, können aber nach wie vor noch nicht gesichert beziffert werden. Die Strahlungssituation bewegt sich weiterhin im normalen Bereich.
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Nach Angaben der ukrainischen Sperrzonenverwaltung und des Atomkraftwerk-Betreibers in Tschernobyl werden die Feuerlöscharbeiten an der Hülle des New Safe Confinement (NSC) weiter fortgesetzt. Auch die Strahlungssituation bewegt sich weiterhin im normalen Bereich.
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Nachdem die ukrainische Sperrzonenverwaltung am heutigen Vormittag um 07:00 Uhr Ortszeit meldete, dass die Löscharbeiten eingestellt wurden, ist nach der Entdeckung dreier Schwelbrände die Brandbekämpfung wiederaufgenommen worden. Nach wie vor werden Kletterer eingesetzt, um die Außenverkleidung des NSC zu öffnen und Löschmittel auf die Schwelbrände aufzubringen. Eine mit Wärmebildkamera ausgerüstete Drohne überwacht die Situation am NSC. Die Strahlungssituation bewegt sich weiterhin im normalen Bereich. Auch die Messsonde der deutschen Botschaft in Kiew meldet keine erhöhten Strahlungsmesswerte.
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Nach Angaben der ukrainischen Sperrzonenverwaltung und des AKW-Betreibers in Tschernobyl werden die Feuerlöscharbeiten an der aus mehreren Schichten bestehenden Hülle des New Safe Confinement (NSC) weiterhin fortgesetzt. Kletterer sind im Einsatz, die Außenverkleidung des NSC an mehreren Stellen zu öffnen, um die darunterliegenden Schichten befeuchten und Hohlräume mit Löschmittel füllen zu können. Die Situation wird zudem mit einer Drohne mit Wärmebildkamera überwacht. Weiterhin ist keine Freisetzung von Radioaktivität über die festgelegten Grenzwerte hinaus festgestellt worden.
Laut aktuellster Mitteilung der Sperrzonenverwaltung von heute 16:00 Uhr sind für Löscharbeiten acht Öffnungen mit einer Gesamtfläche von circa vier Quadratmeter (qm) gebohrt worden. Eine Inspektion hat hinsichtlich der inneren und äußeren Verkleidung sowie der Stützkonstruktion des NSC im Wesentlichen das bereits bekannte Schadensbild bestätigt (vollständige Durchbrechung der Hülle auf einer Fläche von circa 15 qm und Schäden an der Verkleidung ohne vollständige Durchbrechung auf bis zu 200 qm), zudem seien Schäden an der Wartungswerkstatt der Hauptkrananlage festgestellt worden.
Auch die auf dem Gelände der deutschen Botschaft in Kiew installierte Messsonde hat weiterhin keine erhöhten Strahlungsmesswerte festgestellt.
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Laut einer Mitteilung der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) vom Abend des 15. Februar 2025 hat das am AKW Tschernobyl vor Ort stationierte IAEO-Team ungehinderten Zugang zum Explosionsort erhalten und eine umfassende Begehung durchgeführt, um die Schäden am New Safe Confinement (NSC) zu begutachten. Das Team ist vom Betreiber darüber informiert worden, dass sich die Strahlungsmesswerte am Standort nicht verändert haben. Normale Dosisleistungswerte in der Nähe des AKWs sind auch durch eigene Messungen des IAEO-Teams bestätigt worden.
Bei der Begehung des NSC hat das IAEO-Team festgestellt, dass sowohl die äußere als auch die innere Verkleidung des Gewölbes des NSC durch den Drohnenangriff durchbrochen worden ist. Hierdurch ist ein Loch mit einem Durchmesser von etwa sechs Metern entstanden und auch einige Geräte sowie elektrische Kabel sind beschädigt worden. Die tragenden Balken schienen jedoch keinen größeren Schaden erlitten zu haben.
Das Team sei darüber informiert worden, dass die Anlage plane, zusätzliche Sensoren zur Messung der Dosisleistung und der Aerosolkonzentration in der Nähe des von der Drohne getroffenen Bereichs zu installieren. Diese Aufgabe kann jedoch erst durchgeführt werden, wenn die verbleibenden Brände vollständig beseitigt sind, um eine Beschädigung der Sensoren zu vermeiden.
Nach Angaben der ukrainischen Sperrzonenverwaltung dauerten die Löscharbeiten am NSC noch an. Hierbei werde die äußere Verkleidung des NSC überwacht. Es sei auch weiterhin keine Erhöhung der Radioaktivitätsmesswerte festgestellt worden. Auch die auf dem Gelände der deutschen Botschaft in Kiew installierte Messsonde hat weiterhin keine erhöhten Strahlungsmesswerte festgestellt.
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Das Radiologische Lagezentrum des Bundes im BMUV (RLZ-Bund) wurde um 16:57 Uhr über das Melde-, Informations- und Kommunikationsportal der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) darüber informiert, dass die Brandbekämpfung an der Schutzhülle (NSC) fortgesetzt werde. Entsprechendes Brandlöschequipment sei im betroffenen Areal des NSC installiert worden. Zur Vermeidung einer weiteren Ausbreitung würden Bereiche des NSC geöffnet und mit Löschmittel benetzt. Es seien ca. 84 Personen am Einsatz beteiligt.
Auf Nachfrage bestätigte die UKR Aufsichtsbehörde gegenüber der deutschen Botschaft in Kiew, dass das aufgrund eines Drohneneinschlags ausgebrochene Hauptfeuer am Morgen des 14. Februars schnell gelöscht worden sei. Allerdings gebe es in der aus mehreren Isolierschichten bestehenden Außenhülle des NSC glasfaserartige Materialien, die aufgrund hoher Temperaturen weiter glühten. Diese verursachten einzelne lokale Schwelbrände, die anhalten und weiter bekämpft werden müssten. Die glühenden Bereiche befänden sich in der Nähe der Aufprallstelle, wo der NSC an einer Stelle komplett durchdrungen sei.
Die ukrainischen Behörden berichten von einer durchgehenden Beschädigung von Innen- und Außenhülle auf einer Fläche von ca. 15 qm. Darüber hinaus gebe es nicht durchgehende Schäden der Schutzhülle auf einer Fläche von bis zu 200 qm. Zusätzlich sei das Hauptkransystem beschädigt worden, das direkt unter der Decke des NSC montiert ist und für den Rückbau des alten Sarkophags zum Einsatz kommen soll. Nicht betroffen sei weiterhin der 1986 errichtete Sarkophag selbst sowie die darunter liegenden Reaktorteile.
Die Strahlungssituation vor Ort bleibt unverändert. Es wurde weiterhin keine Erhöhung der Radioaktivitätsmesswerte festgestellt. Ebenfalls meldet die Deutsche Botschaft Kiew keine erhöhten Messwerte der vorsorglich auf dem Dach der Botschaft ausgebrachten Messsonden. Das Radiologische Lagezentrum des Bundes im BMUV steht mit der Deutschen Botschaft in Kiew in Kontakt, beobachtet die Lage und wird weiterhin über die Situation im AKW Tschernobyl berichten.
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Das Radiologische Lagezentrum des Bundes im BMUV (RLZ-Bund) wurde am heutigen Morgen, 15. Februar 2025, um 10:00 Uhr über das Melde-, Informations- und Kommunikationsportal der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) darüber informiert, dass nach Angaben des AKW Tschernobyl die Löscharbeiten am AKW wiederaufgenommen wurden, da in periodischen Abständen erneut Brände am NSC aufträten.
Die Strahlungssituation vor Ort bleibt unverändert. Im Vergleich zum Vortag wurde weiterhin keine Erhöhung der Radioaktivitätsmesswerte festgestellt. Zum genauen Ausmaß des Schadens am NSC liegen keine neuen Informationen vor.
Der Vorfall wurde von Experten der ständigen Überwachungsmission der IAEO aufgenommen, die ständig am Standort des AKW Tschernobyl anwesend ist. Die Auswirkungen des Ereignisses auf die Sicherheit des NSC erfordern nach Angaben der ukrainischen Behörde eine weitere Bewertung.
Das Radiologische Lagezentrum des Bundes im BMUV beobachtet die Lage sehr aufmerksam und wird weiterhin über die Situation im AKW Tschernobyl berichten. In Deutschland liefern die ca. 1.700 Messsonden des Integrierten Mess- und Informationssystems IMIS zur Ortsdosisleistungsmessung und weitere Messnetze laufend Daten über die Radioaktivität in der Umwelt. In einer radiologischen Lage kann dieses System in den Intensivbetrieb versetzt werden und somit quasi in Echtzeit eine Erhöhung der Radioaktivität in der Atmosphäre signalisieren. Hierauf können dann weitere Messungen und ggf. Schutzmaßnahmen aufbauen.
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Das Radiologische Lagezentrum des Bundes im BMUV (RLZ-Bund) wurde am 14. Februar 2025, gegen 5:00 Uhr über das Melde-, Informations- und Kommunikationsportal der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) darüber informiert, dass das ehemalige Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine von einer Drohne beschädigt wurde.
Nach Angaben des Betreibers schlug die Drohne in 87 m Höhe in das "New Safe Confinement" (NSC) ein. Dabei handelt es sich um die 2019 in Betrieb genommene Schutzhülle über dem 1986 havarierten Block 4 des Atomkraftwerkes Tschernobyl. Die Hülle des NSC besteht aus einem Stahlskelett, das von außen und innen mit Edelstahl verkleidet ist. Das durch die Explosion der Drohne ausgebrochene Feuer an der Außenhülle des NSC erstreckte sich auf ca. 40 qm Fläche. In den Morgenstunden konnte das Feuer gelöscht werden. Nach vorliegenden Informationen wurde nicht nur die äußere Hülle des NSC durchbrochen, sondern auch die innere Hülle des NSC beschädigt. Untersuchungen zum Ausmaß der Schäden dauern derzeit auch nach Informationen der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) noch an.
Infolge der Explosion und des Brandes ist es zu keiner Freisetzung von Radioaktivität gekommen.
Innerhalb der 1986 nach dem Reaktorunfall eingerichteten Sperrzone von 30 km um das AKW Tschernobyl wurden im Vergleich zum Vortag keine Erhöhungen der Radioaktivitätsmesswerte festgestellt.
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In der Ruine des 1986 havarierten Reaktors sind noch radioaktive Stoffe vorhanden. Das Inventar wird auf ca. 200 Tonnen Kernschmelzmaterial und etwa 30 Tonnen hochkontaminierten Staub mit einer Gesamtaktivität von ca. 10^18 Bq geschätzt. Diese Stoffe sind von der Schutzhülle des NSC sowie dem 1986 errichteten „Sarkophag“ eingeschlossen.
Beschädigungen an der inneren Hülle könnten bei einem großen Brand im Inneren des Reaktors zur Freisetzung kontaminierten Staubs führen. Die radiologischen Folgen für die ukrainische Bevölkerung wären dann nach hiesiger Einschätzung begrenzt, da die Sperrzone rund um den Reaktor weitgehend unbewohnt ist und damit die potenziell betroffene Bevölkerung in mindestens 30 km Abstand vom Reaktor lebt. Auswirkungen auf Deutschland wären nicht zu erwarten.
Die Explosion von Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl im Jahre 1986 war die bisher größte Katastrophe in der zivilen Nutzung von Atomenergie. Um den zerstörten Block 4 zu sichern und von der Umwelt zu isolieren und damit den Weiterbetrieb der anderen Reaktorblöcke zu ermöglichen, wurde damals in knapp 6 Monaten der sogenannte „Sarkophag“, eine Stahl/Beton-Konstruktion, errichtet. In einer Initiative der G7-Staaten und der EU wurden der Ukraine Mitte der 90er Jahre finanzielle und technische Unterstützung zugesagt, um sie bei der Schaffung eines "umwelttechnisch sicheren Einschlusses" für den havarierten Block 4 zu unterstützen. Ziel war insbesondere die Errichtung einer neuen, sicheren Schutzhülle, des sogenannten NSC, um den alten Sarkophag zuverlässig einzuschließen.
Die Errichtung des NSC wirkte sich positiv auf die radiologischen Bedingungen am Standort aus. Messungen zeigen, dass sich die Ortsdosisleistung nach der Positionierung des NSC in dessen Umgebung um rund 90 Prozent verringert hat. Die Menge des abgepumpten kontaminierten Wassers aus dem Sarkophag ist kontinuierlich gesunken. Die Freisetzung radioaktiver Partikel, die in der Umgebung des NSC gemessen wurde, verringerte sich ebenfalls.
Das NSC ist mit seinen riesigen Ausmaßen ein weithin sichtbares Zeichen für die realisierten Arbeiten am Unglücksort. Ca. 35.000 Tonnen Stahl wurden verbaut, um das halbzylindrische Konstrukt mit ca. 150 m Breite, 165 m Länge und ca. 110 m Höhe zu errichten. Seit dem 29. November 2016 steht das Bauwerk in seiner endgültigen Position über dem Sarkophag. Ganze 100 Jahre soll es nach Planung Umwelteinflüssen widerstehen, damit in der Zwischenzeit der Rückbau des Sarkophags und die Bergung radioaktiver Materialien unter seinem Schutz möglich sind. Das NSC konnte Mitte 2019 an das Atomkraftwerk Tschernobyl übergeben und in Betrieb genommen werden. Die Finanzierung des NSC wurde über einen bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) eingerichteten Fonds sichergestellt. Die Gesamtkosten des NSC beliefen sich auf über 2 Milliarden Euro.
Der Betrieb des NSC sowie der rechtzeitige Rückbau insbesondere der instabilen Strukturen des jetzigen Sarkophags bzw. deren Stabilisierung liegt nun in Verantwortung der Ukraine. Bei der Demontage der instabilen Teile kam es zunächst durch die COVID-19 Pandemie und seit dem 24. Februar 2022 kriegsbedingt zu Verzögerungen, so dass diese noch nicht abgeschlossen werden konnte. Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine war das Territorium des Atomkraftwerks Tschernobyl und der umgebenden Sperrzone vom ersten Tag des Krieges, dem 24. Februar 2022, bis zum 31. März 2022 von russischen Truppen besetzt.
21.02.2025
| Meldung Nukleare Sicherheit
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