Welche Leistungen erbringt die Natur für uns? Neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes geben Auskunft dazu: 5,32 Milliarden Kubikmeter Trinkwasser haben die öffentlichen Wasserversorger in Deutschland 2022 dem Grundwasser, Seen und Flüssen entnommen. Der Wasserverbrauch insgesamt in Deutschland lag 2022 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei durchschnittlich 126 Liter pro Tag und Bürger oder 45.990 Liter pro Jahr. Er berücksichtigt ausschließlich die an die privaten Haushalte abgegebene Wassermenge (3,80 Milliarden Kubikmeter). Gleichzeitig nennt der Deutsche Wetterdienst eine Niederschlagsmenge von 670 Litern pro Quadratmeter im Jahresverlauf 2022. Insgesamt bedeutet das für Deutschland mit einer Fläche von 357.592 Quadratkilometern einen Niederschlag von rund 239,6 Milliarden Kubikmetern.
Will man diese Zahlen einordnen, lohnt sich ein Blick in die Wassergesamtrechnung, die letztmals auf das Jahr 2019 aktualisiert wurde. Sie kombiniert Daten der öffentlichen und nicht-öffentlichen Wasserversorgung mit ergänzenden Schätzungen zu einer nahezu vollständigen Bilanz. Insgesamt wurden danach 71,06 Milliarden Kubikmeter Wasser der Umwelt entzogen; 15,33 Milliarden Kubikmeter davon dem Oberflächenwasser, 45,27 Milliarden Kubikmeter davon als Bodenwasser, das von landwirtschaftlichen Pflanzen entnommen und größtenteils wieder transpiriert wird. Weitere Quellen waren das Grund-, Niederschlags- und Meerwasser. Den "Löwenanteil" entnimmt mit 70,42 Milliarden Kubikmetern die deutsche Wirtschaft, den Rest die privaten Haushalte. Wasser ist mithin nicht nur individuelle Lebensgrundlage, sondern ein Wirtschaftsfaktor. Nutzer ist insbesondere die Land- und Forstwirtschaft, auf die zusammen 46,34 Milliarden Kubikmeter entfielen – im Wesentlichen als Bewässerungs- und dem Boden entzogenes Produktionswasser –, gefolgt von den Wasser- und Energieversorgern – bei Letztgenannten hauptsächlich als Kühlwasser. Das in der Wassergesamtrechnung nicht explizit aufgeschlüsselte Trinkwasser, gleichgültig ob aus öffentlicher oder nicht-öffentlicher Versorgung, ist verwendungsseitig Bestandteil des Produktions-, Beschäftigten-, Bewässerungs- und Kühlwassers.
Das Grundwasser ist die mit Abstand wichtigste Quelle des Trinkwassers in Deutschland. Aus dem Grundwasser wurden 2022 rund 3,33 Milliarden Kubikmeter (62,5 Prozent) gefördert, gefolgt von See- und Talsperrenwasser mit 657 Millionen Kubikmetern (12,3 Prozent) und Quellwasser mit 429 Millionen Kubikmetern (8,1 Prozent). Die Nutzung von Flusswasser spielte für die Trinkwasserversorgung hingegen nur eine sehr kleine Rolle.
Der Endverbraucher ist der maßgebliche Empfänger des Großteils des in Deutschland verfügbaren Trinkwassers; 2022 flossen rund 4,67 Milliarden Kubikmeter an ihn ab. Davon wurden 81,5 Prozent (3,80 Milliarden Kubikmeter) an private Haushalte und Kleingewerbe (zum Beispiel Friseursalons, Bäckereien) geliefert und 18,5 Prozent (862 Millionen Kubikmeter) an Großabnehmer aus Gewerbe und Industrie. Das übrige Wasser wurde von den Wasserversorgern zur Instandhaltung der Infrastruktur benötigt, beispielsweise zur Spülung von Filtern und Leitungen (166 Millionen Kubikmeter) oder ging über tatsächliche oder scheinbare Wasserverluste (Messdifferenzen, Ablesefehler) sowie unkontrollierte Entnahmen verloren (469 Millionen Kubikmeter).
Insgesamt 5.599 Wasserversorger haben im Jahr 2022 die Trinkwasserversorgung sichergestellt. Davon haben 4.155 Unternehmen selbst Wasser aus der Natur gewonnen und dafür über 15.200 Anlagen zur Wassergewinnung betrieben. Die übrigen Wasserversorger bezogen das Wasser von anderen Wasserversorgern und gaben es an Endverbraucher ab. Die insgesamt weiterverteilte Wassermenge belief sich im Jahr 2022 auf rund 2,42 Milliarden Kubikmeter.
Die in Deutschland verfügbare Trinkwassermenge ergibt sich grundsätzlich aus der geförderten Menge und dem Saldo der Wasserabgaben und -zugänge aus dem Ausland. Diese Menge ist etwas geringer (-0,2 Prozent oder 12 Millionen Kubikmeter) als die geförderte Menge.
Weitere Ergebnisse zum Berichtsjahr 2022 sind auf der Themenseite "Wasserwirtschaft" im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes verfügbar.