In Frankreich wird zurzeit ein nationales Beteiligungsverfahren (genannt Concertation) zur Verlängerung des Betriebs von Reaktoren mit einer elektrischen Leistung 1300 Megawatt (MW) über die ursprünglich geplante Betriebsdauer von 40 Jahren hinaus, durchgeführt. Dieses Verfahren läuft vom 18. Januar bis zum 30. Juni 2024.
Die 20 französischen Reaktoren der Baureihe mit einer elektrischen Leistung von circa 1300 MW sind auf acht Standorte (Belleville-sur-Loire, Cattenom, Flamanville, Golfech, Nogent-sur-Seine, Paluel, Penly und Saint-Alban) verteilt und werden ab 2027 sukzessive eine Betriebszeit von 40 Jahren erreichen. Aufgrund von technischen Annahmen bei der Auslegung der Reaktoren wurde ursprünglich mit einer Betriebsdauer (Auslegungsdauer) von 40 Jahren gerechnet. Die Laufzeiten von französischen Atomkraftwerken (AKW) sind gesetzlich jedoch nicht begrenzt, allerdings sind für den Weiterbetrieb periodische Sicherheitsüberprüfungen alle zehn Jahre (Visite Décennale) vorgeschrieben. Durch eine umfangreiche vierte periodische Sicherheitsüberprüfung (VD4) können Laufzeiten über 40 Jahre hinaus durch die französische Atomaufsicht ASN (Autorité de sûreté nucléaire), die für die Bewertung der kerntechnischen Sicherheit der französischen AKW zuständig ist, genehmigt werden.
Für alle Reaktoren dieser Baureihe werden in Frankreich derzeit generisch relevante Sicherheitsaspekte der VD4 betrachtet. Für jeden einzelnen Reaktor werden im Rahmen einer anschließenden und die generische Phase ergänzenden, anlagen- beziehungsweise standortspezifischen Überprüfung weitere Sicherheitsaspekte betrachtet. Eine von der ASN zur Erläuterung des mehrphasigen Verfahrens der VD4 für die 1300 MW-Reaktoren veröffentlichte Informationsbroschüre sowie eine Informationsbroschüre in englischer Sprache zur bereits durchgeführten VD4 der 900 MW Reaktoren sind über die untenstehenden Links verfügbar.
Zu den reaktorspezifischen Sicherheitsüberprüfungsverfahren der VD4 ist in Frankreich jeweils eine Öffentlichkeitsbeteiligung (Enquête Publique) gesetzlich vorgeschrieben. Um der Öffentlichkeit eine Beteiligung auch schon in der generischen Phase der VD4 für die 1300 MW-Reaktoren zu ermöglichen, führt das Haut Comité pour la transparence et l’information sur la sécurité nucléaire (HCTISN), wie dies auch schon für die Anlagen der 900MW Baureihe der Fall war, in Frankreich ein eigenständiges Verfahren, genannt Concertation, durch.
Dieses Verfahren läuft vom 18. Januar bis zum 30. Juni 2024. Über diese Beteiligung der Öffentlichkeit zu generischen Sicherheitsaspekten der VD4 für die 1300 MW-Reaktoren informierte HCTISN auf seiner Seite wie unten verlinkt. Hintergründe und Verfahrensweise der Concertation werden von HCTISN in diesem Internetportal sowie einer dort zur Verfügung gestellten Broschüre näher erläutert. Zentraler Gegenstand der Beteiligung ist ein umfangreicher Bericht der Betreiberin EDF (Électricité de France) über die vorgesehenen sicherheitstechnischen Maßnahmen, die Note de Réponse aux Objectifs du quatrieme reexamen periodique du palier 1300 MWe. Dieses Dokument ist ebenso wie eine von EDF hierzu erstellte Zusammenfassung Synthèse de la Note de Réponse aux Objectifs auf dem Internetportal zur Concertation verfügbar. Die Zusammenfassung von EDF stehen dort auch in englischer Sprache zur Verfügung. Ferner finden sich auf der Seite die entsprechenden bisherigen Veröffentlichungen der ASN und der technischen Sachverständigenorganisation IRSN (Institut de radioprotection et de sûreté nucléaire) zu dem Thema.
Hinweise:
Bei dem aktuellen Verfahren der Concertation handelt es sich nicht um eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP); somit fällt dieses auch nicht unter die Espoo-Konvention. Diese Veröffentlichung von Informationen zur Concertation erfolgt ohne Anerkennung einer Rechtspflicht.