Im Vorfeld vom weltweiten Feuchtgebietstag: Gewinner des UN-Dekade-Wettbewerbs zu "Gewässer und Auen" bekanntgegeben
Unser Wohlergehen ist abhängig vom Zustand von Feuchtgebieten. Diese vielseitigen, und zugleich gefährdetsten Ökosysteme der Erde, sind nicht nur als Lebensräume für seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten schützenswert, sondern liefern uns Trinkwasser und Nahrung, verbessern die Wasserqualität, schützen uns vor Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, dienen als Orte der Erholung und leisten als langfristige Kohlenstoffsenken einen Beitrag zum natürlichen Klimaschutz.
Im Rahmen der internationalen Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten (Ramsar-Konvention) verpflichten sich daher 172 Vertragsstaaten dazu Feuchtgebiete zu schützen, wiederherzustellen und nachhaltig zu nutzen. Um auf diese Ziele aufmerksam zu machen, wird jedes Jahr am 2. Februar weltweit der "Weltfeuchtgebietstag" gefeiert.
Passend zum diesjährigen Motto des Weltfeuchtgebietstags wurden nun die Gewinner der vierten Runde des UN-Dekade Wettbewerbs zum Thema "Gewässer und Auen" bekannt gegeben: Zu den TOP 3 gehören die Projekte "100 wilde Bäche für Hessen, "MARA – Margaritifera ("Flussperlmuschel") Restoration Alliance" und "die ökologische Umgestaltung der Erft". Der Wettbewerb ist eine Aktivität der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen in Deutschland, der das Engagement in Deutschland sichtbar macht und weitere Maßnahmen anregen soll.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: "Die Wiederherstellung von Gewässern und Auen in Deutschland wird in ganz unterschiedlichen Landschaften mit großem Engagement erfolgreich durchgeführt. Die drei Gewinner des UN-Dekade Wettbewerbs veranschaulichen dies in besonderem Maße. In Hessen renaturiert ein Projekt 100 kleine Bäche, das Projekt "MARA" widmet sich länderübergreifend der Wiederherstellung von Lebensräumen der Flussperlmuschel und die ökologische Umgestaltung der Erft zeigt den Erfolg von Renaturierungen in einem dicht besiedelten Raum."
Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz: "Mit dem Projekt "Auenentwicklung zwischen Elbe und Aland" hat es auch ein Projekt in die TOP 10 geschafft, welches in einem von Deutschlands 35 "Feuchtgebieten von internationaler Bedeutung" (Ramsar Gebieten) durchgeführt wird. Das diesjährige Motto des Weltfeuchtgebietstags wird auch in diesem Projekt durch das Zusammenbringen von Natur- und Hochwasserschutz besonders gut verdeutlicht. Auch im Rahmen der vorherigen Wettbewerbsrunde "Moore und Feuchtgebiete" hatte ich die Gelegenheit mit dem Projekt "Wiedervernässung im Schwäbischen Donaumoos" eines von Deutschlands Ramsar Gebieten auszuzeichnen. Beide Projekte kombinieren Klimaschutz und Naturschutz auf hervorragende Weise und arbeiten eng mit der Bevölkerung vor Ort."
Die aktuelle und letzte Runde des UN-Dekade Wettbewerbs „Meere und Küsten“ sucht noch bis zum 16. Juni 2024 nach repräsentativen Projekten, die sich für die Wiederherstellung, Erhaltung oder Pflege von Meeres- und Küstenökosystemen in Deutschland einsetzen .
Hintergrund
Feuchtgebietsschutz im Rahmen der Ramsar Konvention
Seit 1970 sind weltweit 35 Prozent aller Feuchtgebiete verschwunden und 81 Prozent der Bestände der an Frischwasser-Feuchtgebiete gebundenen Tier- und Pflanzenarten zurückgegangen. Treiber für den Verlust von Feuchtgebieten und ihrer biologischen Vielfalt sind unter anderem Trockenlegung und Landumwandlung, Entnahme von Wasser und anderen natürlichen Ressourcen, Infrastrukturentwicklung und Belastung durch Nähr- und Schadstoffe, die Ausbreitung invasiver Arten und die Folgen des Klimawandels.
Im Rahmen der Ramsar-Konvention verpflichten sich 172 Vertragsstaaten Feuchtgebiete zu schützen, wiederherzustellen und nachhaltig zu nutzen. Die Ziele werden unter anderem durch ein globales Netzwerk von derzeit 2503 Feuchtgebieten internationaler Bedeutung (Ramsar Gebiete) umgesetzt; dies entspricht einer Fläche von 257.182.378 Hektar. Deutschland ist seit 1976 Mitgliedsstaat und hat mit der in 2021 erfolgten Ausweisung der "Rosenheimer Stammbeckenmoore" jetzt 35 Ramsar-Gebiete (869.000 Hektar).
Auch international setzt sich Deutschland für die Erhaltung, die Wiederherstellung, die Vernetzung sowie das nachhaltige Management von Feuchtgebieten ein. So fördert das BMUV im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) aktuell fünfzehn Projekte in Höhe von insgesamt über 82 Millionen Euro. Die Bewilligung weiterer 86 Millionen Euro zum Schutz der diversen Feuchtgebietstypen ist für 2024 vorgesehen.
Als Beispiel wurde das globale IKI-Projekt "Living Lakes – Strategien zum Schutz der biologischen Vielfalt aquatischer Ökosysteme" Ende 2022 bewilligt. Das Projekt hat die Erhaltung und Wiederherstellung von Seen und Feuchtgebieten sowie den Schutz der damit verbundenen Biodiversität in zehn Ländern Südamerikas, Afrikas und Asiens zum Ziel. Gemeinsam mit Seenmanagerinnen und -Seenmanagern, Landwirtschafts- und Fischereigemeinschaften sowie politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern werden in dem Fünf-Jahres-Projekt Maßnahmen zur nachhaltigen und biodiversitätsfreundlichen Nutzung bedeutender, lokaler Süßwasserökosysteme entwickelt und umgesetzt.
Darüber hinaus organisiert das Bundesamt für Naturschutz (BfN) regelmäßig mit Mitteln des BMUV Veranstaltungen auf internationaler oder europäischer Ebene. So fand unter anderem im September 2023 die fünfte Europäische Fachkonferenz "Biodiversität und Klimawandel" mit dem Schwerpunktthema "Flussauen und Küstenfeuchtgebiete" statt, welche das BfN und das Netzwerk der Europäischen Naturschutzämter (ENCA) in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und adelphi organisiert hatten. Die Ergebnisse der Konferenz wurden in den kürzlich veröffentlichten englischsprachigen Handlungsempfehlungen für den Schutz und die Wiederherstellung von Flussauen und Küstenfeuchtgebieten in Europa veröffentlicht .
UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen
Die Vereinten Nationen haben die Jahre 2021 bis 2030 zur UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen erklärt. Sie rufen dazu auf, die fortschreitende Verschlechterung und Zerstörung von Ökosystemen überall auf der Welt zu stoppen und degradierte Ökosysteme wiederherzustellen. Die UN-Dekade in Deutschland ist in erster Linie ein Kommunikationsprojekt, das den Einsatz Deutschlands für die Wiederherstellung von Ökosystemen sichtbar machen und weiteres Engagement anregen soll.
Eine Aktivität ist dabei der UN-Dekade-Projektwettbewerb, in dem das Bundesministerium (BMUV) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) aktuelle, repräsentative Projekte zur Wiederherstellung, Erhaltung oder Pflege von Ökosystemen auszeichnen. Die Bewerbungsrunde zum Ökosystem-Komplex "Meere und Küsten" ist die finale von insgesamt fünf Runden im UN-Dekade-Projektwettbewerb. Jede Wettbewerbsrunde stellte einen anderen Ökosystem-Komplex in den Mittelpunkt.