Plastik in Binnengewässern
FAQs
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Bisher gibt es nur wenige Studien, deren Ergebnisse zudem nur teilweise vergleichbar sind. Es ist eindeutig, dass es Plastik in Binnengewässern gibt, insbesondere Mikroplastik (Plastikteilchen kleiner als 5 mm). Nicht nur in Flüssen, sondern auch in Seen.
Eine aktuelle Studie der Universität Basel zum Rhein spricht von 25 bis 30 kg Mikroplastik, die der Fluss täglich transportiert. Das wären 10 Tonnen im Jahr. Eine österreichische Studie aus 2015 kommt zu dem Ergebnis, dass pro Tag mit durchschnittlich 25 - 145 kg Kunststoffeintrag in die Donau zu rechnen ist, das sind durchschnittlich 40 Tonnen pro Jahr.
Es sind mehr und langfristigere Studien erforderlich. Voraussetzung für die Vergleichbarkeit von Untersuchungsergebnissen ist allerdings die Verwendung einheitlicher Untersuchungsverfahren für die Probenahme und Analyse von Mikroplastikpartikeln. Dieses gibt es derzeit noch nicht, was die Beurteilung der bisher vorliegenden Studien erschwert. Auf Bundesebene als auch auf europäischer Ebene werden daher hierzu Forschungsarbeiten durchgeführt.
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Große Ströme wie Rhein und Donau tragen Plastik aus ihren Zuflüssen zusammen und sind daher vermutlich stärker belastet als kleinere Flüsse. Das kann man jedoch nicht pauschal sagen, weil es auch darauf ankommt, wie viel Industrie und wie viele Kläranlagen an einem Fluss liegen. Sie sind potentielle Eintragsquellen für Plastik.
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Zunächst muss Klarheit über die Quelle, den Ursprung des Plastikeintrags herrschen. Die Quellen des in den Gewässern befindlichen Plastiks bzw. Mikroplastiks sind sehr unterschiedlich. Bei letzterem ist zu unterscheiden zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik.
Als primäres Mikroplastik gelten z. B. Basispellets, die das Grundmaterial für die Plastikproduktion darstellen. Von besonderer Bedeutung für den Alltag der Bevölkerung sind Granulate in Kosmetik und Hygieneprodukten, wie Peelings und Handwaschmittel. Diese Partikel gelangen als Folge der normalen Verwendung derartiger kosmetischer Mittel über den Abwasserpfad u. a. auch in die Gewässer. Auch Mikrofasern aus dem Abrieb von Outdoorkleidung, wie Fleecejacken, wenn sie gewaschen werden, oder Abrieb von Autoreifen oder von Kunststoffbelägen auf Sportflächen zählen dazu. Man spricht hierbei von primärem Eintrag von Mikrokunststoffpartikeln in Flüsse, Seen und Meere.
Sekundäres Mikroplastik entsteht durch physikalische, biologische und chemische Zersetzung von Makroplastikteilen, z. B. von Kunststoffverpackungen. Es ist damit Folge des sog. Littering, d. h. der Entsorgung von Makroplastik jenseits des geregelten Abfallmanagements.
Oft ist noch nicht klar, in welchen Mengen Plastik aus welchen Quellen kommt. Nicht für alles gibt es sofort Maßnahmen, damit Plastik nicht in die Gewässer gelangt. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, z. B. in Bezug auf Kläranlagen.
Für Mikrokunststoffpartikel in kosmetischen Produkten, deren Anteil am Mikroplastik im Verhältnis zu anderen Quellen jedoch recht gering ist, läuft ein sog. Kosmetikdialog mit dem Ziel des freiwilligen Ausstiegs aus der Verwendung von Mikroplastik in kosmetischen Produkten.
Entscheidende Bedeutung hat das Verbraucherverhalten. Es sollte darauf geachtet werden, möglichst Produkte zu kaufen, die keine Mikrokunststoffpartikel enthalten. Zur Verringerung der Einträge sekundären Mikroplastiks sollte jede Bürgerin und jeder Bürger selbst darauf achten, sorgsam mit Plastik umzugehen, d. h. es zu vermeiden oder ordnungsgemäß zu entsorgen, Kunststoffverpackungen z. B. über die "gelbe Tonne".
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Dafür gibt es noch keine ausreichenden Kenntnisse für Binnengewässer. Die Gefahren von Plastikmüll in den Meeren sind besser bekannt. Dort kommt es zu Verheddern oder auch Strangulieren von Meereslebewesen oder Seevögeln in Makroplastikteilen, nicht selten mit Todesfolge. Hinzu kommt eine hohe Belastung der Verdauungsorgane, insbesondere der Mägen dieser Lebewesen mit Mikroplastikpartikeln. Bezüglich Flüssen und Seen muss noch genauer untersucht werden, ob und welche Probleme Plastik verursacht. Ob damit mögliche Risiken für den Menschen verbunden sind, ist bisher weder für Binnen- noch für Meeresgewässer belastbar erforscht.
Wasserflöhe fressen z. B. kleine Plastikteilchen unter Laborbedingungen, aber machen sie das auch in ihrer natürlichen Umgebung? In einer österreichischen Studie an der Donau hat man im Darm von Fischen keine Plastikteilchen gefunden.
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Das BMU fördert den nationalen und internationalen Austausch zu diesem Thema, damit die Erkenntnisse verbessert werden. Zum Beispiel hat es eine internationale Konferenz zu Plastik in Binnengewässern organisiert, bei der sich Expertinnen und Experten am 21. und 22. Juni 2016 in Berlin auf den aktuellsten Kenntnisstand gebracht und gemeinsam diskutiert haben, welche weiteren Schritte zu ergreifen sind.
In den Aktionsplänen Meeresmüll der Meeresschutzübereinkommen OSPAR (Nordsee und Nordostatlantik) und HELCOM (Ostsee), sowie, auf diesen aufbauend, dem G7-Aktionsplan gegen Meeresmüll, die Deutschland initiiert und maßgeblich mitgestaltet hat, ist auch die Verringerung des Eintrags von Müll vom Land aus, also auch aus Binnengewässern, angesprochen. Dazu soll mit den internationalen Flussgebietskommissionen zusammen gearbeitet werden. Maßnahmen, welche auf die Reduzierung des Mülleintrags in die Meere zielen und damit mittelbar auch eine Verringerung des landseitigen Eintrags in die Binnengewässer zur Folge haben werden, stehen auch im deutschen Maßnahmenprogramm zur Umsetzung von Artikel 13 der europäischen Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie.
Neben Vorschlägen zur Verankerung des Themas Meeresmüll in Lehrzielen, Lehrplänen und -material beschreibt das Programm zudem Maßnahmen zur Information und Bewusstseinsbildung bei einzelnen Berufsgruppen, Modifikation/Substitution von Produkten, Vermeidung des Einsatzes von primären Mikroplastikpartikeln, Reduktion der Einträge von Kunststoffmüll, zum Beispiel Plastikverpackungen, in die Meeresumwelt sowie Reduzierung des Plastikaufkommens durch kommunale Vorgaben.
Außerdem fördert das Bundesumweltministerium über das Umweltbundesamt verschiedene Forschungs- und Entwicklungsprojekte; das Umweltbundesamt führt in diesem Bereich auch Eigenforschung durch. So sollen unter anderem einheitliche Untersuchungsverfahren entwickelt und Eintragspfade und Indikatoren zur Beschreibung der Auswirkungen von Plastik identifiziert werden.
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Mehr Informationen finden Sie zum Beispiel hier:
- "Mikroplastik in Kosmetika – was ist das?"
- Publikation des Umweltbundesamtes "Quellen für Mikroplastik mit Relevanz für den Meeresschutz in Deutschland"
- Publikation des Umweltbundesamtes "Mikroplastik: Entwicklung eines Umweltbewertungskonzepts"
- Studie der Universität Basel zu Mikroplastik im Rhein – Dezember 2015
- Studie des österreichischen Umweltbundesamtes zu Plastik in der Donau – 2015 (PDF extern, 8,2 MB)