Abschätzung des Störungspotentials durch Maskierung beim Einsatz von Luftpulsern/Airguns in der Antarktis (Maskierung II)

Grundsätzliche und übergreifende Fragen des Umweltschutzes

Projektlaufzeit
06.2015 - 01.2019

Forschungskennzahl
3714 19 1010

Unterwasserlärm ist ein "Schadstoff", der durch menschliche Aktivitäten im Südlichen Ozean entsteht. Schiffsverkehr und Forschungsaktivitäten zur Untersuchung des Meeresbodens sind die dominierenden Quellen für menschgemachten Unterwasserlärm. Meeressäuger sind in hohem Maße auf ihren Hörsinn angewiesen. Die Fähigkeit, ihre Umgebung akustisch wahrzunehmen, ist für sie lebenswichtig. Anthropogener Unterwasserlärm kann Kommunikations- und Umgebungssignale, die für das Tier von Bedeutung sind, stören und auf diese Weise seine Fähigkeit, biologisch wichtigen Geräusche wahrzunehmen, "maskieren". Marine Airguns, die für wissenschaftliche Untersuchungen des Meeresbodens eingesetzt werden, erzeugen diese Art von Schallimpulsen, die den größten Teil ihrer Energie im Niederfrequenzbereich erzeugen, in dem viele antarktische Meeressäuger, wie auch der antarktische Blauwal, kommunizieren. Impulsschall durch Airguns kann im Wasser weite Strecken zurücklegen. Bei dieser weitläufigen Schallausbreitung verändern sich die Schallwellen, und das Schallsignal wird gedehnt. Aus den kurzen Schallimpulsen mariner Airguns kann so ein kontinuierlicher Hintergrundlärm entstehen, der zu Maskierungseffekten über große Entfernungen führen kann. In diesem Vorhaben wurde das Potential dieser gedehnten Schallimpulse untersucht über große Entfernungen die Kommunikation von Blauwal, Finnwal, Schwertwal und Weddellrobbe akustisch zu maskieren. Dabei wurden Modelle entwickelt und geprüft, um die Schallausbreitung der Airgunsignale über Distanzen von bis zu 2.000 Kilometern vorherzusagen. Um den Einfluss der empfangenen Airgunsignale auf die Tiere zu bewerten, wurde in einem zweiten Schritt ein Maskierungsmodell entwickelt, das den natürlichen Prozess des Hörens abbildet. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass der Einsatz seismischer Airguns bis zu 2.000 Kilometern von der Quelle zu einem gravierenden Verlust (größer als 75 Prozent) der Kommunikationsreichweite für Blau- und Finnwale führen kann. In Situationen mit lautem natürlichen Meeresrauschen werden solche Auswirkungen erst bei geringeren Distanzen zwischen Airgun und Tier erreicht: In 50 bis 200 Kilometern Entfernung zur Airgun wird in einer großen Anzahl der untersuchten Szenarien ein gravierender Maskierungseffekt (größer als 75 Prozent) sichtbar. Die Ergebnisse der Modelle zeigen auch, dass seismische Untersuchungen, die in niedrigeren Breitengraden (Australien) durchgeführt werden, auch in entfernten Gebieten in höheren Breitengraden (Antarktis) Maskierungspotenzial haben können.

https://www.bmuv.de/FB2759

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