Projektlaufzeit
11.2010 - 02.2013
Forschungskennzahl
3710 63 411
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Der intensive Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln in der Agrarlandschaft ist ein integraler Baustein der konventionellen Landwirtschaft in Deutschland. Da der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mit hohen Risiken für andere Nichtzielarten der Agrarlandschaft verbunden ist muss der Zulassung eine umfassende Bewertung dieser Umweltrisiken nach aktuellstem Stand von Wissenschaft und Technik vorausgehen. Dies schließt neben direkten auch indirekte Effekte auf die Biodiversität ein, die mit der Verordnung (EG) Nr. 1107 / 2009 als eigenständiges Schutzgut im Pflanzenschutzrecht verbindlich festgeschrieben wurde. Insbesondere zu Agrarvögeln liegen jedoch aus den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Studien vor, die darauf hinweisen, dass der intensive Einsatz von Pflanzenschutzmitteln durch die Beeinträchtigung des Nahrungsangebots zur Gefährdung lokaler Populationen beitragen kann. Solche indirekten Effekte werden für beobachtete Rückgänge der Bestände von Arten wie zum Beispiel der Feldlerche oder des Rebhuhns als eine der wesentlichen Ursachen diskutiert.
Das Vorhaben fasst den aktuellen Erkenntnisstand zur Relevanz indirekter Effekte von PSM auf Vögel und Säuger der Agrarlandschaft zusammen und zeigt Maßnahmen- und Umsetzungsvorschläge für eine geeignete Risikomanagementstrategie auf. Aufgrund des zeitlichen Zusammentreffens von PSM-Applikationen und des Auftretens vieler Agrarvögel in den großen Kulturen wie zum Beispiel Getreide, Mais oder Raps können viele der untersuchten Arten potentiell durch die Auswirkungen indirekte PSM-Effekte gefährdet sein. Allerdings weist die Literaturauswertung der Autoren auch auf deutliche Forschungsdefizite zu vielen Arten, das heißt eine Populationsrelevanz indirekter Effekte wurde bislang nur für wenige Arten wie zum Beispiel das Rebhuhn mittels geeigneter Freilanduntersuchungen belegt. Eine Analyse der Autoren zur Sensitivität der Agrarvögel und –säuger basierend auf einer umfangreichen Sammlung von Daten zu den ökologischen Ansprüchen dieser Arten weist darauf hin, das auch für andere, noch nicht oder kaum untersuchte Arten populationsrelevante Effekte zu erwarten sind. Die umfangreichen Auswertungen der Autoren zur ökologischen und praxisbezogenen Eignung potentieller Managementmaßnahmen ermöglicht die Entwicklung effizienter Strategien zur Minimierung und / oder Kompensation indirekter Effekte von Pflanzenschutzmitteln. Ein von den Autoren vorgeschlagenes Zielartenkonzept stellt eine praktikable Option dar, um darauf basierend effiziente Managementstrategien zu entwickeln, die ein hohes Maß an Synergien für andere betroffene Arten mit ähnlichen Ansprüchen mit sich bringen.
Der Fokus auf wenige bekannte Arten ist auch aus Gründen der Umweltkommunikation zu begrüßen, da die Notwendigkeit von Maßnahmen anhand konkreter Zielarten einfacher vermittelbar wird. Mit den Ergebnissen des Vorhaben liefern die Autoren die notwendige fachliche Grundlage, um die Problematik der indirekten Effekte in die Diskussion sowohl auf der nationalen als auch auf EU-Ebene einzubringen und somit die Berücksichtigung von indirekten Effekten bei der Weiterentwicklung der Umweltrisikoregulierung für PSM aktiv zu forcieren.