Projektlaufzeit
07.2009 - 12.2012
Forschungskennzahl
3709 41 401
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Rötelmäuse können durch ihre Ausscheidungen den Menschen mit Hantaviren infizieren, die schwere Nierenerkrankungen hervorrufen (2824 Erkrankungsfälle im Jahr 2012). Ein vom BMU im Rahmen des Umweltforschungsplans finanziertes und vom Umweltbundesamt begleitetes Forschungsprojekt ist der Frage nachgegangen, warum sich diese Wühlmausart in manchen Jahren derart vermehrt, dass ihre Zahl das Vielfache des Normalwertes erreichen kann. Die Vermutung, dass das Vorkommen der Rötelmäuse vom Nahrungsangebot und dieses wiederum vom Wetter abhängig ist, konnte bestätigt werden. Jahre mit sehr gutem Nahrungsangebot, den sogenannten Mastjahren, führen im jeweiligen Folgejahr zu Massenvermehrungen der Mäuse.
Das Projekt wurde vom Julius-Kühn-Institut, Arbeitsgruppe Wirbeltierforschung, in Kooperation mit dem Friedrich-Löffler-Institut für neue und neuartige Tierseuchenerreger durchgeführt. In dem drei Jahre dauernden Projekt wurden Archivdaten zur Rötelmausvorkommen geborgen, Wetterdaten ausgewertet und Modelle zum Verständnis der Klimaabhängigkeit der Populationsentwicklung der Mäuse entwickelt. Um zu bestimmen, inwieweit Rötelmäuse überhaupt mit den krankheitserregenden Viren infiziert sind, wurden Mäuse an vier verschiedenen Standorten in Deutschland (Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Baden-Württemberg) gefangen und auf ihre Durchseuchung mit Hantaviren untersucht. Die so gewonnenen Erkenntnisse über den Zusammenhang von Klima und Mäusevorkommen sowie der Populationsdichten der Nager und deren Durchseuchung mit den Viren konnten dann verwendet werden, um Klarheit über die Ursachen von Hantavirus-Epidemien zu gewinnen. Schließlich konnte das möglicherweise durch den Klimawandel bedingte steigende Risiko von Hantavirus-Erkrankungen beim Menschen genauer betrachtet werden.
Generell lässt sich aus den Projektergebnissen schließen, dass es einen Zusammenhang zwischen der Größe der Rötelmauspopulationen und der Häufigkeit der dann auftretenden Krankheitsfällen beim Menschen gibt – Ausnahmen belegen aber auch, dass die Zahl der vorhandenen infizierten Mäuse offenbar nicht der einzige Faktor ist, der zu einem Anstieg der Hantavirus-Erkrankungen in der Bevölkerung führen kann. So haben wohl auch Aktivitäten des Menschen in den betroffenen Gebieten einen Einfluss auf die Krankheitshäufigkeit. Es ist jedoch belegbar, dass sich die Häufigkeit von Mastjahren offenbar durch den Klimawandel verändert hat. Der Abstand von Mastjahren hat sich in den letzten 100 Jahren von ursprünglich alle sechs bis sieben Jahre auf alle zwei bis drei Jahre verkürzt. Eine im Rahmen des Projektes vorgenommene Prognose des zukünftigen Risikos von Massenvermehrungen der Rötelmause anhand von fünf verschiedenen Klimamodellen für regionale Voraussagen ergibt ein relativ einheitliches Bild. Die vorhergesagten Veränderungen der für die Mäusevermehrung kritischen Klimabedingungen scheinen nicht zu einer drastischen Häufung von Mast- und daraus folgend auch Mäusejahren führen.