Wie sehen naturnahe Wälder aus? Wie grenzt sich das Ziel zur Schaffung naturnaher Wälder zu dem Ziel der nationalen Biodiversitätsstrategie ab, auf fünf Prozent der Waldfläche eine natürliche Waldentwicklung zuzulassen?
FAQLaut dritter Bundeswaldinventur von 2012 sind 36 Prozent der Wälder in Deutschland "naturnah". Der Naturnähe-Begriff der Bundeswaldinventur bezieht sich dabei ausschließlich auf die Baumarten des Waldes. Für diese Einschätzung vergleicht man die aktuell an einem Standort vorkommenden Baumarten mit denen, die sich bei den gegenwärtigen Standortbedingungen ohne den Einfluss des Menschen dort ansiedeln würden. In der Bundeswaldinventur wird zur Beschreibung der Naturnähe eine fünfstufige Skala von "sehr naturnah" bis "kulturbestimmt" genutzt.
Vereinfacht lässt sich sagen, dass Wälder, die eine größere Naturnähe aufweisen, widerstandsfähiger gegenüber der Klimakrise sind. Eine Hauptursache für die großen Schäden der vergangenen Jahre, insbesondere in den Fichtenwäldern, liegt auch an deren fehlender Naturnähe. Hier wurde die Naturnähe gegenüber den Holzproduktionszielen hintangestellt.
Das Ziel der nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt (NBS), auf fünf Prozent der Waldfläche eine natürliche Waldentwicklung zu sichern, zielt darauf ab, auf einem kleinen Teil der Waldfläche den menschlichen Einfluss auf den Wald größtmöglich zu reduzieren und natürlich ablaufende Prozesse im Wald zuzulassen. Auf diesen Flächen wird die Holznutzung eingestellt, trotzdem liefern diese Wälder auch weiterhin viele Ökosystemleistungen, die wir nutzen (unter anderem Klimaschutz, Erholung). Außerdem kann es auf diesen Flächen wieder zu jenen Sukzessionsstadien kommen, die in bewirtschafteten Wäldern selten sind, die aber maßgeblich zur Biodiversität im Wald beitragen (Verjüngungsphase, Zerfallsphase).
Diese Wälder liefern uns darüber hinaus quasi als "Freilandlabore" wichtige Erkenntnisse darüber, wie sich Wälder natürlich an den Klimawandel anpassen. Die Bundesregierung wird daher Intervalle und Form der Bundeswaldinventur überprüfen und ein digitales Waldmonitoring einführen.
Enthalten in Fragen und Antworten zu
ANK – Waldökosysteme
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