Recycling, Sekundärstoffe, Kreislaufwirtschaft
Altkleider, Einmachgläser, Spraydosen und Thermoplaste – in der DDR sammeln die Menschen 'Sekundärrohstoffe', bringen sie zu einer der 17.000 Annahmestelle und bekommen Bares dafür ausgezahlt. Schulklassen finanzieren damit gemeinsames Eisessen, Kollektive sammeln so Geld für Vietnam. Es ist ein effektives Recyclingsystem. Dahinter steckt nicht allein ein Mangel an Rohstoffen, sondern auch das Ideal geschlossener Stoffkreisläufe, bei denen die Produktion sämtliche Reste verwerten würde. Allerdings bleibt man weit hinter dem Ziel zurück und löst auch das Müllproblem nicht. Das Sammeln und Verwerten allerdings ist fest in der Gedankenwelt und im Alltagsleben der Bevölkerung verankert. Und so konform es auch erscheinen mag – bisweilen finanziert es auch subversive Strömungen. Punks in den besetzten Häusern Ost-Berlins können sich in den 1980er Jahren damit gut über Wasser halten: Das Geld, das für ein paar abgelieferte Flaschen ausgezahlt wird, reicht immer für eine Tüte Brötchen.
Gespräch mit einer ehemaligen Hausbesetzerin in Ost-Berlin, anonym, 25. Juni 2020
Christian Möller, Der Traum vom ewigen Kreislauf, in: Technikgeschichte 81/2014, H. 1, 62-89.