"In Ost und West stinkt's wie die Pest": Deponie Schöneiche
Zu den typischen Aktionen von Natur- und Umweltschutzgruppen gehört es, kleine wilde Müllkippen vor Ort zu beseitigen, die zu Tausenden existieren. Daneben gibt es aber auch die ganz offiziellen großen Deponien oder Halden für Entsorgung, beispielweise in Schöneiche bei Berlin. Hier landet seit 1974 auch West-Berlins Hausmüll unkontrolliert in rauen Mengen. Bauschutt und Sondermüll werden auf benachbarten Deponien abgeladen. Die Wegwerfgesellschaft der BRD beginnt, ihren Dreck gegen Devisen auszulagern und zu exportieren. Gegen die Praxis in Schöneiche formiert sich im Laufe der 1980er Jahre lokaler Protest. Schülerinnen und Schüler verteilen Handzettel, Berliner Umweltgruppen informieren über die fragwürdige Praxis. Der Widerstand entwickelt sich zu einem deutsch-deutschen Vorhaben. 1990 blockieren Menschen aus der Nachbarschaft für einen Tag die Zufahrt. Der Müll staut sich, die Wut ebenfalls. Die Deponien bestehen teilweise bis heute – allerdings inzwischen saniert.
Helmut Müller-Enbergs: Schöneiche, in: Horch und Guck, Heft 76, 2/2012, S. 15-19.