Ein neues Naturschutzgroßprojekt im Saarland soll den Strukturwandel in der Bergbaufolgelandschaft begleiten. Die sogenannte "Landschaft der Industriekultur Nord" ist das bundesweit erste Naturschutzgroßprojekt im urban-industriellen Raum. Das Bundesumweltministerium fördert das Vorhaben mit 9,6 Millionen Euro bis 2024.
"Mit diesem Projekt betritt der Naturschutz ungewohntes Terrain. Hier können wir gemeinsam zeigen, dass die Natur große Chancen bietet bei der Neuorientierung einer urban-industriellen Landschaft. Damit ist das Projekt beispielhaft für viele andere Regionen im Land", sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter, bei der Übergabe des Förderbescheids in Landsweiler/Reden.
Bei dem Projektgebiet im mittleren Saarland handelt es sich um eine typische Bergbaufolgelandschaft: kleinteilig, dicht besiedelt und von Verkehrswegen zerschnitten. Die Landschaft zeichnet sich durch ein Mosaik spezialisierter Lebensräume aus. Alte Buchenwälder prägen die Landschaft ebenso wie Halden, Schlammweiher und Industriebrachen, auf denen sich spezialisierte Arten wie Wechselkröte und Gelbbauchunke angesiedelt haben. Insgesamt kommen hier nahezu 100 Rote-Liste-Arten vor.
Der Niedergang von Bergbau und Schwerindustrie hat viele alte Strukturen in der Region tiefgreifend verändert. Das Projekt soll nun den besonderen Wert der dabei entstandenen Landschaft sichern und weiter entwickeln.
"Der Naturschutz kann ein wertvolles Mittel sein, um dieser im strukturellen Umbruch befindlichen Region neue Impulse und ein neues Image zu geben. Wir wollen damit langfristig ein lebenswertes Umfeld schaffen und nachhaltiges Wirtschaften für die Bevölkerung ermöglichen", sagte BfN-Präsidentin Beate Jessel.
In einer ersten Projektphase von 2009 bis 2012 hatte der Projektträger, ein Zweckverband aus Gebietskörperschaften der Region, einen umfassenden Pflege- und Entwicklungsplan erstellt. In der jetzt beginnenden zweiten Phase geht es um die Umsetzung konkreter Maßnahmen: die Entwicklung einer großflächigen Weidelandschaft im Umfeld eines Schlammweihers, die Reaktivierung der für das Saarland typischen Streuobstwiesen, den Umbau von Nadelholzbeständen in lichte Laubwälder sowie die Renaturierung von zwei Bächen. Außerdem sollen Natur- und Landschaftsführer ausgebildet werden, die Exkursionen anbieten.
Mit der Bundesförderung "chance.natur" trägt der Bund seit 1979 zur Erhaltung großflächiger, national bedeutsamer Landschaften und des Nationalen Naturerbes Deutschlands bei. Insgesamt wurden mehr als 77 Vorhaben gefördert. Betreut werden die Projekte durch das Bundesamt für Naturschutz.