Montrealer Konferenz beschließt vorzeitigen Ausstieg aus ozonschicht- und klimaschädigenden Stoffen
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat die Beschlüsse der Montrealer Konferenz als einen wichtigen Beitrag zur schnelleren Erholung der Ozonschicht und zugleich zum Klimaschutz bezeichnet. Gabriel hob hervor, dass die gut funktionierende Kooperation von Industrieländern und Entwicklungsländern zum Erfolg der Konferenz beigetragen habe. Die Konferenz hatte sich zuvor darauf verständigt, den Ausstieg aus Herstellung und Verwendung von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (HFCKW) wesentlich zu beschleunigen.
HFCKW werden u. a. als Kältemittel in Kälte- und Klimaanlagen verwendet. Ihre Produktion und Verwendung steigt insbesondere wegen der in den Entwicklungsländern rasant zunehmenden Nachfrage nach Kühlung und Klimatisierung derzeit noch stark an. HFCKW schädigen die Ozonschicht und tragen durch ihr hohes Treibhauspotential (bis zu 2000-mal höher als CO2) auch erheblich zum Klimawandel bei.
Gabriel: "Die G8-Staaten hatten in Heiligendamm verabredet, auf einen beschleunigten Ausstieg aus HFCKW hinzuarbeiten. Dass es bereits in Montreal gelungen ist, einen Beschluss zu erreichen, ist zum großen Teil aber der Bereitschaft der Entwicklungs- und Schwellenländer zu verdanken, konkrete Ausstiegsverpflichtungen zu übernehmen. Insbesondere China als weltweit größter Hersteller und Verwender von HFCKW hat zu diesem Erfolg wesentlich beigetragen. Wir werden die in Montreal bewiesene Kooperationsbereitschaft von Industrieländern und Entwicklungsländern nutzen, um auch auf der Klimakonferenz im Dezember auf Bali zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen."
Die in Montreal beschlossene Regelung sieht vor, dass die Entwicklungsländer Produktion und Verbrauch von HFCKW im Jahr 2013 auf dem Niveau von 2009/2010 einfrieren und dann in mehreren Teilschritten (2015: 10%, 2020: 35%, 2025: 67,5%) bis zum Jahr 2030 bis auf einen kleinen Anteil für die Unterhaltung von Altgeräten ganz zurückführen. Nach der bisherigen Regelung war in den Entwicklungsländern lediglich die Verwendung ab 2016 auf dem dann erreichten Niveau einzufrieren; und es galt ein Ausstiegsdatum 2040 ohne Zwischenschritte. Auch für die Industrieländer wurden die bisherigen Ausstiegsregelungen deutlich verschärft und der Ausstieg von 2030 auf 2020 (mit Zwischenschritten 2010: 75% und 2015: 90%) vorgezogen. Ferner sagten die Industrieländer den Entwicklungsländern finanzielle Unterstützung bei deren Ausstieg zu.
Die 19. Vertragsstaatenkonferenz in Montreal fiel zeitlich zusammen mit dem 20. Jahrestag der Unterzeichnung des Montrealer Protokolls zum Schutz der Ozonschicht am 16. September 1987. Das Protokoll, dem inzwischen 191 Vertragsparteien angehören und das damit fast universale Gültigkeit hat, gilt als eines der erfolgreichsten internationalen Umweltschutzabkommen. Mit Hilfe verbindlicher Ausstiegsregelungen und eines finanziellen Unterstützungsmechanismus ist durch das Protokoll inzwischen eine Reduktion von Herstellung und Verbrauch ozonschichtschädigender Stoffe von 95 % bezogen auf das Ozonabbaupotential erreicht worden. Als Folge gehen Wissenschaftler von einer vollständigen Erholung der Ozonschicht bis zum Jahr 2065 aus. Wegen des hohen Treibhauspotentials der ozonschichtschädigenden Stoffe konnte außerdem eine deutliche Entlastung der Treibhausgasemissionen erreicht werden.