Ein globaler Kohlenstoffmarkt ist angesichts der weltweiten wirtschaftlichen Verflechtungen Voraussetzung, um weltweit wirksamen Klimaschutz zu betreiben. "Wir stehen vor der Aufgabe, die Wirkung des Emissionshandels auf ein völlig neues Niveau zu heben", betonte Bundesumweltminister Peter Altmaier auf einer internationalen Fachkonferenz zur Zukunft des weltweiten Emissionshandels in Berlin.
Unter den 200 Teilnehmenden von Regierungen, Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen und wissenschaftlichen Einrichtungen aus der ganzen Welt waren auch der australische Minister für Klimawandel Greg Combet, sein britischer Kollege Edward Davey, der stellvertretende südkoreanische Umweltminister Jeong Yeon-man sowie Jos Delbeke, Generaldirektor für Klimapolitik bei der Europäische Kommission.
Zwei Tage lang wurde diskutiert und beraten, welche politischen und praktischen Voraussetzungen für einen globalen Kohlenstoffmarkt geschaffen werden müssen und wie die verschiedenen Systeme miteinander zu einem Markt vereint werden können – mit einem einheitlichen Preis für alle Treibhausgasemissionen "Diese Chance müssen wir jetzt nutzen. Wir brauchen eine politische Agenda, die den Emissionshandel zu einem nachhaltig wirkungsvollen globalen Instrument für den Klimaschutz machen soll. Gleichzeitig müssen wir in Europa rasch die Geburtsfehler des europäischen Emissionshandels in den Griff bekommen und Maßnahmen ergreifen, um den derzeitigen Verfall der Zertifikatspreise aufzuhalten", sagte Bundesumweltminister Altmaier.
Ungeachtet der aktuellen Krise des europäischen Systems wächst derzeit weltweit das Interesse am Emissionshandel. Neben den Systemen der EU, Australiens und Neuseelands gibt es unter anderem in Nordamerika und Japan regionale Initiativen. Weitere Länder und Regionen sind dabei ein System einzuführen oder diskutieren dies, so zum Beispiel China und Südkorea.
Das Europäische Emissionshandelssystem dagegen steht zurzeit stark unter Druck. Seit dem Jahr 2009 wurden viel mehr Zertifikate an die Marktteilnehmer ausgegeben, als diese benötigten. Die Preise für Emissionszertifikate waren aufgrund der globalen Wirtschaftskrise in den vergangenen zwei Jahren dramatisch gefallen und hatten Anfang dieses Jahres einen Tiefststand erreicht. Es wird geschätzt, dass diese mittlerweile erzeugte Bugwelle aus überschüssigen Zertifikaten etwa einem kompletten Jahresbedarf von rund zwei Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid entspricht. Damit besteht für Unternehmen kaum ein Anreiz, in Maßnahmen und Technologien zu investieren, die den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase deutlich reduzieren. Deshalb ist der Vorschlag der Europäischen Kommission, 900 Millionen Zertifikate vom Markt zu nehmen, ein sehr wichtiger erster Schritt, den europäischen Klimaschutz zu retten.