Der Wald im Herbst

Urwald

Jedes Kind weiß, was im Herbst in der Natur passiert: Bevor das Laub von den Bäumen fällt, färbt es sich schön bunt. Im Wald lässt sich das besonders gut beobachten. Doch warum färben sich die Blätter? Und wie bereiten sich die Tiere auf den Winter vor? Mit diesen Infos bist du bestens auf deinen nächsten Waldspaziergang vorbereitet.

Was der Wald alles kann

Ein Wald ist etwas ganz Besonderes. Nicht nur schön für das Auge, sondern überlebenswichtig für uns Menschen – und weit mehr als nur viele Bäume nebeneinander. Die Lebewesen im Wald bilden eine Lebensgemeinschaft – ein Ökosystem. Sie sind in vielerlei Hinsicht voneinander abhängig. Ein Beispiel ist der Specht. Er sucht sich seine Nahrung in der Rinde eines Baumes und befreit ihn so gleichzeitig von lästigen Parasiten. Das sind kleine ungebetene Gäste, die dem Baum Wasser und Nährstoffe entziehen. So hilft der Specht dem Baum und der Baum dem Specht. Wälder sind also wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen, außerdem schützen sie den Boden, filtern das Wasser, halten Hochwasser zurück und reinigen die Luft. Außerdem sind sie ein wunderbarer Ort für die Erholung und natürlich liefern sie auch Holz.

Der Wald als Klimaschützer

Unser Wald kann noch weitaus mehr, er ist einer der wichtigsten Klimaschützer unserer Erde. In Deutschland ist ein Drittel der Landesfläche mit Wald bedeckt. Die Bäume wandeln durch Fotosynthese das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid in ihre Pflanzenmasse und Sauerstoff um. Das Kohlenstoffdioxid nehmen sie aus der Luft auf. Die Energie dazu liefert ihnen das Sonnenlicht. Den Sauerstoff brauchen wir Menschen und die Tiere zum Atmen. Insgesamt ist der Wald in Deutschland zurzeit eine sogenannte Senke für Kohlenstoffdioxid, das heißt er entlastet unsere Atmosphäre jährlich um etwa 58 Millionen Tonnen davon.

Die Etagen des Waldes

Bei einem Spaziergang im Wald kannst du dir die genaue Beschaffenheit und den Aufbau des Waldes anschauen. Wie ein Haus ist auch der Wald in verschiedene Etagen aufgeteilt. Die obere Schicht des Bodens bildet das Erdgeschoss, hier leben Kleintiere wie Schnecken, Ameisen und Würmer in einer nährstoffreichen Erde und der Auflage aus Laub, Nadeln, Pilzen und Moosen. Im ersten Stock (Krautschicht) wachsen Kräuter, Gräser und Blumen. Auch leben dort Käfer, Schmetterlinge, Spinnen und kleine Säugetiere wie Igel und Spitzmaus. Darüber, ab einem halben Meter bis zu fünf Metern über der Erde, beginnt die zweite Etage. In dieser sogenannten Strauchschicht verstecken sich größere Tiere wie Rehe, Hirsche, Wildschweine und Dachse, um nach Nahrung zu suchen. Im Herbst findest du dort verschiedene Wildfrüchte. Das Dach des Waldes bilden die Kronen der Bäume. Die Kronen von Laub- und Nadelbäumen sind der Lebensraum von Vögeln, Fledermäusen und Eichhörnchen.

Warum die Bäume ihre Blätter abwerfen – und welche es nicht nötig haben

Bäume sind ziemlich schlau: Um sich auf den Winter vorzubereiten, saugen sie die Nährstoffe ihrer Blätter wie ein Schwamm zurück in den Stamm und außerdem den Stoff Chlorophyll, der die Blätter grün macht. Dadurch kommen die anderen Farbstoffe in den Blättern zum Vorschein: Die Blätter färben sich rot und gelb. Anschließend werfen sie die Blätter ab. Die verwelkten Blätter fallen als buntes Herbstlaub auf den Boden. Die Bäume brauchen weniger Wasser und können den wasserarmen Winter besser überstehen. Nadelbäume wie Fichten, Tannen und Kiefern hingegen bleiben das ganze Jahr über grün. Ihre Nadeln sind besonders fest und von einer Art Wachs umhüllt, das sie auch im wasserarmen Winter vor dem Austrocknen schützt.

Reh im Wald

So bereiten sich die Tiere auf den Winter vor

Der Igel freut sich über die herunterfallenden Blätter, denn er sucht sich schon im Herbst sein Versteck für die kalten Wintermonate. Er weiß, dass je länger ein Laubhaufen liegen bleibt, desto mehr Würmer siedeln darin. Diese sind eine gute Nahrungsquelle für den Igel. Bevor er sich in den Winterschlaf begibt, frisst er sich dort erstmal Winterspeck an. Sei vorsichtig, wenn du den Wald besuchst, jeder Laubhaufen könnte ein Igelhaus sein.

Ähnlich wie der Igel verstecken sich Gehäuseschnecken unter Blättern und graben sich teilweise sogar in die Erde ein. Dann verschließen sie den Eingang ihres Schneckenhauses mit einer selbstproduzierten Scheibe aus Kalk. So bleiben Kälte und unliebsame Feinde draußen.

Auch größere Tiere wie die Rothirsche verändern im Herbst langsam ihre äußerliche Erscheinung. Um sich besser im Winterwald verstecken zu können, wechselt ihr sonst rotes Fell die Farbe und wird ganz graubraun.

Wer aufmerksam durch den Wald läuft, kann die Spuren von Wildschweinen finden. In der Dämmerung graben sie den Waldboden um und suchen nach Würmern und Schnecken, Eicheln und Kastanien. Die aufgewühlte Erde gibt einen Hinweis darauf, dass nachts Wildschweine auf der Suche nach Futter unterwegs waren. Im Herbst fressen sie besonders viel, um sich auf den kalten Winter vorzubereiten.

Eichhörnchen vergraben im Herbst Eicheln und Haselnüsse, um für den Winter einen Vorrat zu haben. Oft schaffen sie es nicht, alles wieder auszugraben. So entstehen aus den im Boden verbliebenen Früchten im Frühjahr neue Pflanzen.

Tiere und Pflanzen helfen sich so gegenseitig und machen das Ökosystem Wald besonders.

Gut zu wissen

Anders als in deinem Kinderzimmer ist Unordnung im Wald ganz wichtig: Je mehr der Wald von uns Menschen in Ruhe gelassen wird, desto besser ist es für viele in ihm wohnende Lebewesen. Wenn du also deinen nächsten Waldspaziergang planst, denke daran: Wir Menschen sind nur zu Gast im Wald und müssen Rücksicht nehmen auf Pflanzen und Tiere.