Die Natur am ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifen wird von der Bundesregierung dauerhaft gesichert. Eine Privatisierung der Flächen entlang der früheren Grenze findet nicht mehr statt. Dies erklärte Jochen Flasbarth, Abteilungsleiter Naturschutz im Bundesumweltministerium, anlässlich einer internationalen Veranstaltung zum 20jährigen Jubiläum des "Grünen Bandes" in Lenzen an der Elbe. "Aus dem Todesstreifen durch Deutschland ist eine Lebenslinie geworden - der längste Biotopverbund Deutschlands, ein Band der Erinnerung an die schmerzhaften Erfahrungen des geteilten Deutschlands und jetzt auch eine Chance für Tourismus und Naherholung in den früheren Grenzregionen", so Flasbarth.
Nach dem Fall der Mauer im Herbst 1989 öffnete sich auch der innerdeutsche Eiserne Vorhang. 1393 Kilometer lang ist der frühere Grenzstreifen, der aus dem 10 Meter breiten Kontrollstreifen, einem 500 Meter breiten so genannten Schutzstreifen und einer 5 Kilometer breiten Sperrzone bestand. Hier hatte sich über die Jahrzehnte der Teilung eine teilweise einzigartige Natur eingestellt: 109 verschiedene Lebensraumtypen, 160 bedrohte Arten waren Anfang der 90er Jahre durch eine Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums gefunden worden. 177 Quadratkilometer umfasst der gesamte Bereich des Grünen Bandes. Sowohl die Natur, als auch der Erholungsraum und nicht zuletzt die Erinnerung waren bedroht, weil zunächst beabsichtigt war, die dem Bund gehörenden Flächen entlang der Grenze zu privatisieren und damit sowohl den durchgängigen Charakter des Bandes und in weiten Teilen auch die einzigartige Natur zu verlieren.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat die Angelegenheit zu einem zentralen Naturschutzprojekt dieser Legislaturperiode gemacht. Die Koalition verständigte sich darauf, das Grüne Band von der Privatisierung auszunehmen und den jeweiligen Bundesländern zu übertragen. Gut die Hälfte des Grünen Bandes war bereits im vergangen Jahr in einer feierlichen Veranstaltung am 9. November von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel an den Freistaat Thüringen übergeben worden. In den nächsten Wochen können die Verträge auch für die restlichen Flächen in Bundesbesitz so weit seien, dass sie dem Haushaltsausschuss des Bundestages noch vor der Sommerpause zur abschließenden Billigung vorgelegt werden, so Flasbarth.
Flasbarth kündigte an, dass das Bundesumweltministerium sich auch danach um die Entwicklung des Grünen Bandes kümmern werde. „Der Verzicht auf die Privatisierung und die Übertragung an die Länder sind wichtige Schritte. Aber weitere müssen nun von der Ländern folgen, um die ökologische Bedeutung des Grünen Bandes zu erhalten und gleichzeitig das Naturerleben für die Bevölkerung und für Besucher zu ermöglichen." Das Bundesumweltministerium hat bislang Naturschutzgroßprojekte mit Bundesmitteln im Umfang von 51 Millionen Euro entlang der früheren Grenze gefördert. Darunter Projekte am Schaalsee, im Drömling und in der Rhön. Das Projekt Lenzener Elbtalaue ist als Bestandteil des Grünen Bandes zudem das größte Rückdeichungsprojekt, bei dem Auen wieder entwickelt werden sollen und zudem der natürliche Hochwasserschutz gestärkt wird. Das Bundesumweltministerium fördert in einem eigenen Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben "Erlebnis Grünes Band" auch den Naturtourismus in drei Modellregionen im Harz, im Bereich Elbe/Altmark/Wendland sowie in der Region Thüringer Wald/Thüringer Schiefergebirge/Frankenwald. Zwei weitere Naturschutzgroßprojekte sollen in nächster Zeit auf den Weg gebracht werden, eines im Eichsfeld zwischen Thüringen, Hessen und Niedersachsen gelegen und ein weiteres im grenzüberschreitenden Bereich zwischen Bayern und Thüringen.
Ausdrücklich dankte Flasbarth im Namen von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel den Umweltverbänden für ihr andauerndes Engagement für das Nationale Naturerbe. Am Grünen Band habe der BUND seit dem Fall der Mauer die Führungsrolle für den Naturschutz und die nachhaltige Regionalentwicklung in der früheren Grenzregion übernommen. "Ohne dieses bürgerschaftliche Engagement wäre die Sicherung des Grünen Bandes kaum möglich gewesen", sagte Flasbarth.