Flutbehälter enthielten zu wenig Kühlmittel
Das Bundesumweltministerium ist am späten Montagabend von einem weiteren gravierenden Vorkommnis im Atomkraftwerk Philippsburg 2 unterrichtet worden. Beim Wiederanfahren des Reaktors im August dieses Jahres waren die vorgeschriebenen Kühlmittel-Füllstände in allen vier Flutbehälterpaaren zum Teil mehrere Meter unterschritten. Dies ist im Zuge der Aufklärungdes "Borsäure-Falles", der bereits zur einstweiligen Stillegung des Reaktors durch den Betreiber führte, zu Tage getreten.
Das Ereignis fällt in die Kategorie S -- Sofortmeldung - beziehungsweise Stufe 2 der internationalen INES-Skala. In einem Notfall hätten Tausende Liter Kühlmittel überhaupt nicht zur Verfügung gestanden. Die mangelhafte Qualität des Kühlmittels in drei der vier Behälter war bereits Anlass für die Abschaltung des Reaktors Ende September.
"Durch diesen neuen Fall drängt sich der Verdacht auf, dass der Betreiber seit Jahren die vorgeschriebenen Regeln zum Betrieb des Atomkraftwerks wissentlich missachtet hat. Dies unterstreicht unsere ernsthaften Zweifel an der Zuverlässigkeit des Betreibers", sagte Bundesumweltminister Jürgen Trittin. Er erwartet, dass das Atomkraftwerk nun so lange abgeschaltet bleibt, bis solche Ereignisse zuverlässig und dauerhaft ausgeschlossen werden könnten und bis das bisherige Missmanagement der Anlage lückenlos aufgeklärt ist. Das Bundesumweltministerium hat von der Atomaufsicht des Landes noch für heute einen ersten schriftlichen Bericht angefordert.