Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Katja Dörner, Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn haben heute neu angesäte Blühstreifen zwischen Bonn-Innenstadt und Bad Godesberg besucht. Die so aufgewerteten Grünflächen sind die erste Maßnahme des Bonner Projekts im Rahmen des Förderprogramms "Natürlicher Klimaschutz in ländlichen Kommunen". Die Blühstreifen aus heimischen Kräutern unterstützen die natürliche Klimaschutzfunktion von Stadtgrün, tragen zu mehr Artenvielfalt bei und haben einen kühlenden Effekt an heißen Tagen. Für die Blühstreifen, für das Pflanzen von 1001 Bäumen und die Entsiegelung von Flächen erhält die Stadt Bonn vom Bund in den nächsten fünf Jahren 6,8 Millionen Euro. Insgesamt wird die Bundesstadt 8,5 Millionen Euro in entsprechende Maßnahmen investieren – das entspricht einer Förderung zu 80 Prozent.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: "Verkehrsflächen entsiegeln, Bäume pflanzen und heimische Kräuter ansäen: Damit zeigt Bonn, wie Städte aktiv zum natürlichen Klimaschutz beitragen können. Solche Projekte sind dringend notwendig, damit Städte an heißen Tagen kühler bleiben und auch bei starken Regenfällen mehr Feuchtigkeit speichern können. Wir verbessern damit die Lebensräume und die Lebensqualität – für die Menschen genauso wie für die Natur. Besonders erfreulich ist, dass die Bundesstadt Bonn dabei auch die Menschen vor Ort mitnimmt – mit Patenschaften für Beete und klimagerechter Gestaltung in sozial benachteiligten Quartieren. Das ist Klimaschutz für alle."
Oberbürgermeisterin Katja Dörner: "Die hohe Förderzusage des Bundes unterstreicht die Bedeutung unserer Anstrengungen, jetzt die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um Bonn zu einer klimaresilienten Stadt zu machen. Zusätzliche Bäume und artenreiche Grünflächen sind eine gute Investition in die Zukunft: Sie binden Kohlenstoff, schaffen Lebensräume für Insekten und kühlen durch Schatten und Verdunstung die Umgebung. Zugleich tragen sie bereits heute zu mehr Lebensqualität in der Stadt bei."
Über das Projekt
Die ökologische Aufwertung des Grünstreifens entlang des bahnparallelen Radwegs von der Joseph-Beuys-Allee in der Innenstadt bis zur Martin-Luther-Allee in Bad Godesberg ist die erste Maßnahme des Bonner Projekts im Rahmen des ANK-Förderprogramms "Natürlicher Klimaschutz in ländlichen Kommunen". Das Amt für Umwelt und Stadtgrün lässt vor Ort in die Jahre gekommene und artenarme Bodendecker- sowie Rasenflächen von rund 3.700 Quadratmetern in Blühstreifen aus heimischen Kräutern umwandeln. Eingesät wird die vom Amt für Umwelt und Stadtgrün selbst zusammengestellte "Baumscheibenmischung Bonn", die bereits an mehreren Stellen im Stadtgebiet wächst.
Auf Höhe des Platzes des Grundgesetzes besteht bereits eine fast vollständige Biotopvernetzungsstruktur vom Kottenforst entlang des Annaberger Bachs bis in die Rheinaue zum Rhein. Mit der jetzt umgesetzten Maßnahme aus dem ANK-Förderprogramm wird dieses Netzwerk von Lebensräumen vor allem für Bestäuber-Insekten auch entlang der Bahnachse Richtung Innenstadt und Bad Godesberg erweitert. In diese Maßnahme investiert die Stadt Bonn rund 54.000 Euro.
Den Großteil der zugesagten Fördergelder will die Stadt in das Pflanzen von 1001 klimagerechten Bäumen sowie das Entsiegeln und Begrünen von Flächen investieren. Als Grundlage dient das Bonner Stadtbaumkonzept, das neben ökologischen auch soziale Aspekte berücksichtigt – insbesondere bei der Priorisierung von Maßnahmen in sozial benachteiligten Quartieren. Eine wichtige Rolle spielt außerdem das Schwammstadtprinzip: Um den natürlichen Wasserkreislauf zu stärken, soll Regenwasser möglichst ortsnah versickern und gespeichert werden und so der Vegetation zugutekommen. Die Verdunstungskühlung wird auf diese Weise gestärkt.
Auf den Baumscheiben und auf weiteren Flächen im Verkehrsgrün werden heimische Kräuter gesät, die ebenfalls einem Aufheizen entgegenwirken und zudem die Artenvielfalt stärken. Innerhalb der Stadt dienen diese kleinen grünen Flächen der Vernetzung von Lebensräumen für Insekten und heimische Kräuter. Bäume und Kräuter binden schädliche Emissionen und speichern Kohlenstoff. Im Baumsubstrat wird Aktivkohle zum Schutz des Grundwassers und zur dauerhaften Bindung von Kohlenstoff eingebaut.
Mit einem weiteren Teil der Fördergelder will die Stadt außerdem zwei insektenfreundliche Pflegefahrzeuge beschaffen: einen Straßenbau-LKW mit kombiniertem System zum schonenden Schneiden und Absaugen des Mähgutes für den Straßenrand sowie ein Fahrzeug mit Balkenmäher zum Aufladen und Abtransport des Mähgutes. Beide Fahrzeuge können außerdem zum Wässern von Bäumen eingesetzt werden. Damit sind die Fahrzeuge die ganze Saison einsetzbar.
Über das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz:
Das Bundesumweltministerium (BMUV) unterstützt mit dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) Maßnahmen, die Klimaschutz mit der Schaffung und Stärkung vielfältiger Ökosysteme verbinden. Wälder und Auen, Böden und Moore, Meere und Gewässer wie auch naturnahe Grünflächen in besiedelten Gebieten binden Kohlenstoff aus der Atmosphäre und speichern ihn langfristig. Sie wirken zudem als Puffer gegen Folgen der Klimakrise, indem sie Starkregen und Hochwasser aufnehmen und bei Hitze für Abkühlung sorgen. Zugleich erhalten sie unsere Lebensgrundlagen, bieten wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen, speichern Wasser und sind Rückzugsorte für Menschen. Das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz enthält 69 Maßnahmen in insgesamt zehn Handlungsfeldern: Bis 2028 stehen 3,5 Milliarden Euro für die Umsetzung bereit.
Mit der Förderrichtlinie "Natürlicher Klimaschutz in ländlichen Kommunen" fördert das BMUV Projekte auf möglichst großen öffentlichen, nicht wirtschaftlich genutzten Flächen, die einen positiven Beitrag für den Klimaschutz und den Erhalt oder die Stärkung der biologischen Vielfalt leisten und die Lebensqualität in Landkreisen, Städten und Gemeinden erhöhen. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hatte im April 2024 122 Projekte zur Förderung ausgewählt, die in einem weiteren Schritt zur Antragstellung aufgefordert wurden. Über 90 Projekte wurden bisher bewilligt und haben ihre Arbeit zum Teil bereits aufgenommen. Die Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH betreut die Umsetzung der Richtlinie.
Im Jahr 2024 hat das BMUV weitere Fördermaßnahmen im Rahmen des ANK an den Start gebracht: Neben Förderungen für Projekte von Kommunen und Unternehmen in Siedlungsbereichen geht es dabei unter anderem um die Renaturierung von Mooren, Waldwiederherstellung und -umbau und klimaangepasstes Waldmanagement sowie Natürlicher Klimaschutz der Meere und Küsten. Weitere Förderprogramme zur Wiedervernässung von landwirtschaftlich genutzten Moorböden, Gewässerentwicklung und Auenrenaturierung sollen nach Inkrafttreten des Haushalts 2025 folgen.